Lange musste sich die Weltbevölkerung auf diese Affiche
gedulden. Länger als als die durchschnittliche Leidenszeit eines FC Sion Trainer hat es gedauert, bis sich die
fussballverrückten Leute in Asien in munzige Beizen quetschten, um auf kleinen
Monitoren auf das Spiel zu schielen, bis in Europa die Pubs leergesoffen wurden
und bis in den beiden Amerikas die grossen Public-Viewing-Plätzen gefüllt
werden konnten – aus rechtlichen Gründen verfügen die Kontinente Afrika und
Australien über keine Lizenzen für die Liveübertragung der 3b-Titanen.
Nach zwei Jahren Unterbruch forderte der Hauptort im Kanton
Uri den Hauptort im Sonnensystem: Ibach.
An einem herrlichen herbstlichen Samstagspätnachmittag
präsentierte sich der Gastgeber von der besten Seite. Die Sonne zirkulierte
über den Rasen, die Vögel zwitscherten „Eye of the Tiger“ von den Dächern und
das Dorf verwandelte sich in ein Tollhaus.
Wohl zuviel des Guten für den Schiedsrichter. Der arme Tropf
verwechselte wohl Altdorf mit Altendorf (SZ), anders kann die an den Tag
gelegte Verspätung schlicht und ergreifend nicht erklärt werden.
Tief bewegt vom Anblick der stählernen Erscheinung der
Gladiatoren, vergass der Referee prompt noch die Spielerkarten im Umkleideraum.
Um kein Aufsehen zu erregen, wandelte der Protagonist im Schneckentempo zurück
in die Kabine. Nach gut und gerne zwei Jahren Verspätung startete die Partie
dann endlich. In den Strassen erzählte man sich, dass während der Wartezeit
sieben grimmig in die Weltgeschichte blickende Kerle verdursteten.
Die Schlacht begann mit viel Einsatz und Leidenschaft. Sogar
dem als Vogel verkleideten Mann hurend im mittelkleinen Vogelhäuschen war klar,
dass nur die totale Bereitschaft zum Kampf mindestens einen Blumentopf zu
gewinnen vermag. Nebenbei ging es noch um 3 Punkte. Den Sieg. Ehre. Stolz. Usw.
Ab und zu lag der Schiri mit seinen Entscheidungen so weit
daneben, wie ein verirrter Norweger in Südafrika. Dass die überharte und
unfaire Gangart nicht Ziel von Sanktionen wurde, entspannte die Situation wie
ein Feuer in einem fliegenden Flugzeug.
Wer denn Bitteschön möchte sich kämpferisch mit Gladiatoren
messen? Angeführt von den Löwen Malnati und Captain B-Dog von Rickenbach
frassen sie jede ernstzunehmende Gefahr, mit einem Lächeln im Gesicht, auf.
Immer wieder wurde der Turbo von Bazel gesucht – die
steilen, weiten, scharfen Bälle sollten vorerst noch nicht den angepeilten
Erfolg bringen.
Nach einer gefühlten halben Stunde dann der lange
kometenhafte Pass auf die Viper. Der
springende Verteidiger versuchte, die Kugel per Kopf zu klären. Tatsächlich
überlistete er die Steuerbehörde und sich selbst, in dem er den Ball
pfannenfertig Bazel vor die Füsse manövrierte.
Mit 60 km/h sprintete der Gladiator dem Torhüter entgegen.
Dass bei dieser rasender Geschwindigkeit jeweils die Frisur sitzen bleibt, ist
zumindest eine Randnotiz wert.
In den Strafraum eingedrungen, sich den Trötzeleien und
Wirren* des Torwarts entgegengesetzt, die Position jenen analysiert und im
Stile eines Wall Street Brokers eiskalt eingeschoben. 0-1!!
*Was zur Hölle soll denn das gewesen sein? Kurz vor dem
Abschluss gab der Altdörfler ein Geräusch von sich, wie ein weibliches
asiatisches Einhorn während der Brunftzeit. War es ein Schrei, ein Stöhnen, ein
abverreckter Jutz? Womöglich ein Schrei nach Anerkennung oder nur der ulkigste,
absurdeste, groteske, närrischste, hirnverbrannteste, unsinnigste, behämmerte,
bekloppteste, beknackteste, läppischste, lausigste und schäbigste Laut aller
Zeiten?
Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren die Gemüter lauwarm
erhitzt.
Die Zweikämpfe wurden intensiver geführt, die Wörter
ruppiger und die Nussgipfel trockener.
Kurz vor der Pause ereignete sich eine Gelegenheit, den
Vorsprung auszubauen. Ecke von rechts, die Flanke fand am langen Pfosten
unseren Mr Transfermarkt Malnati, der seinen Kopfball exzellent von der Linie
gekratzt sah. Riesenparade .
Die Fehde in der ersten Halbzeit beinhaltete viel Einsatz,
Leidenschaft und Gefühle. Mit viel Herz und Cleverness führten die Gäste
verdient mit 0-1.
Kurz nach dem Wiederanpfiff ein erneuter Abschluss der
Laufmaschine Bazel. Ein erstes Ausrufezeichen wurde mit dem Schuss über das
Gehäuse gesetzt.
Das ständige Jammern, die redseligen Wettereien und das
permanente Ausrufen wiederspiegelten eher das Leben in einer Kinderkrippe als
auf einem Fussballfeld. Hey Schiri Mann, warum pfifsch so öpis nid ab mann?
Die Mannen von Schelbert kontrollierten das Spielgeschehen
geschickt und konzentrierten sich mehrheitlich aufs Verwalten des
Vorsprunges.
Die Hotspots befanden sich im Mittelfeld, wo Kämpfe mit Schwert und
Klinge
verübt wurden. Dass solche Schlachten einen enormen Aufwand und Reserven
an
Kalorien und Kraft verprassten, mag im Volksmund bekannt sein, aber ein
Besserwisser auf der Tribüne verneinte jene Tatsache – auf Anfrage
entgegnete das Magazine Science ein klärendes, klares Ja.
Die Abnutzungserscheinungen wirkten sich auf die Qualität
der Partie aus. Die Abschlussmöglichkeiten auf beiden Seiten schwanden.
Nach 65 Minuten starteten die Urner zur Attacke. Auf einmal
wurden die Gastgeber stärker. Achermann wehrte sämtliche Abschlüsse, Schüsse
aufs und neben das Tor mit einer Hand ab. Einmal fischte er eine Flanke mit
bloss zwei Fingern vom Himmel.
Die Innenverteidigung mit Flavio von Rickenbach und Schuler
warfen sich in jeden Schuss, entschieden alle Duelle für sich, gewannen einen
Schönheits-Wettbewerb, eruierten den Verbleib von Atlantis und gaben der
Mannschaft enorme Stabilität.
Die Erfolglosigkeit und die Angst, gegen die Titanen leer
auszugehen, veranlasste die Heimmannschaft, vermehrt über die Mundhöhle den
Erfolg anzustreben. Fussball war nur noch am Rande interessant. Viel mehr
beschäftigte die Urner Bevölkerung Themen wie „Hey Schiri Mann und wie ich mich
ordnungsgemäss in der Gesellschaft artikuliere“.
Der prächtige und stimmige Herbstabend, wie der Kick,
neigten dem Ende entgegen. Die Sonne ging hinter dem Bergmassiv unter. Die
Temperaturen fielen.
Die aufgerückte Hintermannschaft der zurückliegenden Equipe
vermochte sich nicht in die Angriffe einzubinden. Den freigewordene Platz
nutzen die 3b-Herren für ihr Konterspiel. Eine Viertelstunde vor Schluss prüfte
B-Dog den Keeper. Parade.
Nur zwei Minuten später vernaschte B-Dog die halbe
Hintermannschaft, umspielte die Gegner wie Slalomstangen und passte haargenau
zu Bazel, der alleine ca. 9.59m vor dem Tor stand. Das musste die Entscheidung bringen, grölten
die, mittlerweile besoffenen, asiatischen, europäischen und amerikanischen Fans
in ihren Kneipen, Beizen, Pubs und Strassen.
Der Schock! Bazel wird mit einem Mörderfoul von hinten
niedergestreckt. Kein Pfiff, weiterspielen, entschied der Spielleiter. Skandalös!
Erhebliche Proteste auf und neben dem Feld, Plünderungen in Venezuela und
brennende Autos in Paris. Die logischste aller Erklärungen wurde dadurch gar
offensichtlich: der Schiri war eine Illuminati-Marionette. Oder der
südostasiatischen Wettmafia. Oder Sepp Blatter, wobei.. Pleonasmus.
Da die nördliche Erdhalbkugel noch mit demonstrieren und
ausrufen beschäftigt war, ergriff Bazel die Gunst der Stunde und platzierte das
runde Leder irgendwie in die rechte obere Torecke. GOAL 0-2!
Der genaue Ablauf kann an dieser Stelle nicht beschrieben
werden. Ersatzweise drei Theorien:
A)
Aufgrund der haarsträubenden und unfassbaren Entscheidung
eine Minute zuvor befanden sich Freund und Feind in einem Delirium und
erstarrten zwischenzeitlich. Nur Bazel, resistent infolge eines geheimen
Captain-Morgan-Experiments, schnappte sich die Kugel und netzte ein.
B)
Bazel beschleunigte auf Lichtgeschwindigkeit und
deshalb waren die genauen Bewegungsabfolgen ungleich schwieriger mit dem
menschlichen Auge zu erkennen.
C)
Ein fieses Schwergewicht platzierte sich wenige
Sekunden zwischen Schreiberling und Platz und behinderte so seine Sicht.
Die wenigen Offensivaktionen der Urner deeskalierten die
Ibächler mit viel Herzblut. Allen voran Schuler kämpfte wie ein
genmanipulierter Grizzlybär und liess seine Gegner verzweifeln. Ruhig, abgebrüht, zweikampfstark und
intelligent.
Als letztes Mittel setzten die Altdörfler Schüsse aus der 4.
und 5. Reihe ein. Die Gladiatoren liessen nichts mehr anbrennen und schaukelten
den verdienten Sieg sicher nach Hause.
Fazit: Fussballspiele werden mit Toren und nicht mit Kasperlitheater
gewonnen.
Endstand: 0-2
Tore: Bazel x2
Ibach: Achermann, Lüönd, F vR, Schuler, Malnati, Blunschy, B vR,
Reichlin, S Betschart, D Betschart, Schnüriger, R vR, Bazel, Brogle, HP
Kaiser