Welche dämonische Teufelsfigur hat denn da die
Fussballgötter geritten? Zuerst scheiden wohl die zwei besten Fussballer aller
Zeiten am selben Tag aus. Diskutabel? Ich weiss. Paddy McCourt könnte man auch
anstelle von Messi oder Ronaldo nennen. Dennoch: Wahrscheinlich sehen wir weder
Messi noch Ronaldo je wieder auf der WM-Bühne. Altersbedingt. Ein leiser Abgang
zweier Legenden, still und leise durch das Hintertürchen? Zwei Fussballgötter, die
fast alles gewonnen haben, ausser den Moskito-Cup und die Weltmeisterschaft. Die
nächsten Wochen werden uns Gewissheit bringen, ob sich die beiden Männer für
ein Verbleiben in der Nationalmannschaft begeistern können oder ob der
Rücktritt Tatsache wird.
Nicht minder talentiert präsentierte sich die spanische
Auswahl. Ein Team voller Magier, Künstler, Zauberer, Attentäter, Techniker und
Spielmacher. Einmal auf die Welt losgelassen, sollte die rote Furie alle Gegner
in die Knie zwingen. So weit in der Theorie. Die Praxis gestaltete ein anderes
Bild. Rund 48h vor der ersten Begegnung war der Trainer seinen Job los. Es
folgten ätzende Auftritte. Lustloses Gekicke, horizontale Pässe und Schüsse
ohne Prise Leidenschaft. Irgendwie überstand man die Gruppenphase und traf als
berghoher Favorit auf Russland. Auf die Gastgeber wettete nicht einmal Putin,
der sich die besagte Partie und die erwartete Schmach nicht im Stadion antun
wollte.
Anfänglich nervös und zurückhaltend verteidigte die Sbornaja
mit Mann und Schnauz. Trotz Führung durch die Spanier glichen die Russen aus.
Spanien, das mit allen Stars antrat, enttäuschte wieder.
Man stelle sich vor Davinci, Michaelangelo, Vincent van Gogh
und Pablo Picasso (Spanien als fussballerische Äquivalenz) träfen sich zu einem
epischen und kolossalen Projekt. Am Schluss aber würden sie nur zwei Blätter
voller Strichmännchen abliefern. So in etwa zeigte sich die Talent/fussballerische
Kost-Ratio für die Spanier. Die ganze Magie verpuffte mit jedem Pass, der
Zauber schwand mit jeder Ballberührung. Keine Ideen, keine Kreativität, kein
Zug aufs Tor, keine Bewegung. Ein einziges Trauerspiel. Eine herbe
Enttäuschung.
Es kam, wie es eben kommen musste. Russland kämpfte
herzhaft, verteidigte clever und stand nach 120 Minuten immer noch auf den
Beinen. Im Elfmeterschiessen hielt der lange und viel gescholtene Igor
Wladimirowitsch Akinfejew zwei Penalties und erkor sich zum neuen Captain CCCP
und Nachfolger von Ivan Drago.
Die Iberer hingegen treten die Heimreise an und werden sich
wohl zwei Wochen nach dem Trainerwechsel erneut nach einem neuen Trainer
umsehen. Ein Hauch FC Sion an der Weltmeisterschaft. Das Ausscheiden besiegelt den Rücktritt eines weiteren Fussballmessias: Andres Iniesta. Ein Genie, ein Gentleman, ein Fussballmaestro. Elegant, bodenständig und mannschaftsdienlich. Die Fussballwelt trauert.
Das Sommermärchen der roten Armee geht weiter.
Das Sommermärchen der roten Armee geht weiter.