Sonntag, 1. Juli 2018

WM-Blog: CCCP lives again


Welche dämonische Teufelsfigur hat denn da die Fussballgötter geritten? Zuerst scheiden wohl die zwei besten Fussballer aller Zeiten am selben Tag aus. Diskutabel? Ich weiss. Paddy McCourt könnte man auch anstelle von Messi oder Ronaldo nennen. Dennoch: Wahrscheinlich sehen wir weder Messi noch Ronaldo je wieder auf der WM-Bühne. Altersbedingt. Ein leiser Abgang zweier Legenden, still und leise durch das Hintertürchen? Zwei Fussballgötter, die fast alles gewonnen haben, ausser den Moskito-Cup und die Weltmeisterschaft. Die nächsten Wochen werden uns Gewissheit bringen, ob sich die beiden Männer für ein Verbleiben in der Nationalmannschaft begeistern können oder ob der Rücktritt Tatsache wird.

Nicht minder talentiert präsentierte sich die spanische Auswahl. Ein Team voller Magier, Künstler, Zauberer, Attentäter, Techniker und Spielmacher. Einmal auf die Welt losgelassen, sollte die rote Furie alle Gegner in die Knie zwingen. So weit in der Theorie. Die Praxis gestaltete ein anderes Bild. Rund 48h vor der ersten Begegnung war der Trainer seinen Job los. Es folgten ätzende Auftritte. Lustloses Gekicke, horizontale Pässe und Schüsse ohne Prise Leidenschaft. Irgendwie überstand man die Gruppenphase und traf als berghoher Favorit auf Russland. Auf die Gastgeber wettete nicht einmal Putin, der sich die besagte Partie und die erwartete Schmach nicht im Stadion antun wollte. 

Anfänglich nervös und zurückhaltend verteidigte die Sbornaja mit Mann und Schnauz. Trotz Führung durch die Spanier glichen die Russen aus. Spanien, das mit allen Stars antrat, enttäuschte wieder.
Man stelle sich vor Davinci, Michaelangelo, Vincent van Gogh und Pablo Picasso (Spanien als fussballerische Äquivalenz) träfen sich zu einem epischen und kolossalen Projekt. Am Schluss aber würden sie nur zwei Blätter voller Strichmännchen abliefern. So in etwa zeigte sich die Talent/fussballerische Kost-Ratio für die Spanier. Die ganze Magie verpuffte mit jedem Pass, der Zauber schwand mit jeder Ballberührung. Keine Ideen, keine Kreativität, kein Zug aufs Tor, keine Bewegung. Ein einziges Trauerspiel. Eine herbe Enttäuschung.

Es kam, wie es eben kommen musste. Russland kämpfte herzhaft, verteidigte clever und stand nach 120 Minuten immer noch auf den Beinen. Im Elfmeterschiessen hielt der lange und viel gescholtene Igor Wladimirowitsch Akinfejew zwei Penalties und erkor sich zum neuen Captain CCCP und Nachfolger von Ivan Drago. 

Die Iberer hingegen treten die Heimreise an und werden sich wohl zwei Wochen nach dem Trainerwechsel erneut nach einem neuen Trainer umsehen. Ein Hauch FC Sion an der Weltmeisterschaft. Das Ausscheiden besiegelt den Rücktritt eines weiteren Fussballmessias: Andres Iniesta. Ein Genie, ein Gentleman, ein Fussballmaestro. Elegant, bodenständig und mannschaftsdienlich. Die Fussballwelt trauert.

Das Sommermärchen der roten Armee geht weiter.