Samstag, 11. Juni 2022

Das war der Dousnbier Cup 4

Als der Mars Pathfinder als erstes Landesonde überhaupt auf dem roten Planeten landete, wurde das Spektakel zwar im Internet übertragen, dennoch wohnten nur wenige Leute dem geschichtsträchtigen Ereignis bei. Trotzdem war die Freude der involvierten Personen überschwänglich und hätte eine ungemein grössere Vielzahl von Zusehern verdient gehabt. Ähnlich sah es beim Dousnbier Cup Ausgabe 4 aus – oder kurzum DBC4.

Die vierte Ausgabe ist aus mehreren Gründen historisch bedeutsam. Eine Handvoll erste Male. Aber first things first.

Zum letzten Mal fanden sich die sechs NHL Teams in der altehrwürdigen Arena in Las Vegas ein. Die Brutstätte des Spasses und das Epizentrum der Lebensfreude wird diesen Sommer zweckentfremdet. Grund genug also für ein letztmaliges Volksfest voller Checks, Tore und Getränke. Blöde Sprüche waren bis dato keine bekannt (gelogen).

Beim Eröffnungskracher des Gastgebers Las Vegas gegen den Titelverteidiger Boston zementierten die Bruins ihre Favoritenrolle. Gleich mit 7-4 gewann Boston. Aber was zum Geier? Aufmerksame Kenner der Materie wenden ein, dass normalerweise 9 Tore zum Sieg benötigt sind. Der neue Modus besagte, dass 7 Tore zum Sieg reichen würden, allerdings wurden nur 5 Drittel gespielt. Nach 5 Drittel war Ende Gelände. So erfuhr die Welt im dritten Spiel, das Duell der Giganten, Ducks vs. Jets, eine Premiere. Mit einem 4-4 sorgten sie, dass weltexklusiv niemand als Sieger vom Eis trottete. Entsprechend war die Gefühlslage in beiden Lagern irritiert neutral.

Währenddessen die Tampa Bay Lightning und Vegas Golden Knights in ihren Partien obsiegten und Baby Yoda sich im Pokal mit einem Bildchen vergnügte. Schlechtes Omen, da er bereits die Trophäe berührte? Schliesslich gehörte er offiziell zur Jets-Delegation. Da wir gerade von ihnen reden, die Jungs aus Winnipeg unterlagen im ersten Aufeinandertreffen der letztmaligen Finalisten mit 3-6. Eine leise Revanche gelang später in der Zwischenrunde, wo die Jets endlich ihren Bruins-Fluch ablegten und mit einem 7-0 ein Zeichen setzen.

Als Meilenstein in der DBC-Geschichte der Tampa Lightning wurde der 6-4 Triumph gegen die Ducks eingebrannt. Zum ersten Mal überhaupt an einem DBC, was einerseits die Annäherung an eine Parität des Turniers langsam aber sicher unterstrich, und andererseits die gute Leistung am DBC4 von den Gladiatoren aus Florida dokumentierte. Wer weiss, vielleicht kam da noch mehr…

Der grosse Favorit aus Anaheim strauchelte zu Beginn, trumpfte dann aber famos auf. Boston, Toronto und Las Vegas bekamen die schier unendliche Tormaschinerie der Ducks zu spüren und wurden chancenlos begraben. Am Ende der Vorrunde grüsste Boston vom ersten Tabellenplatz, dicht gefolgt von Anaheim und Winnipeg. Mit etwas Abstand vervollständigten Tampa, Las Vegas und Toronto das Feld.

Für die Zwischenrunde wurden zwei 3er Gruppen ausgelost, wobei dann alle Teams innerhalb der Gruppe jeweils zwei Mal auf die anderen beiden Gegner trafen. In der Gruppe A zündeten die Jets ihre Triebwerke und kamen auf Betriebstemperatur. Mit drei Siegen aus den ebenso vielen Partien und davon zwei Mal mit einem 7-0 standen sie bereits vorzeitig als Gruppensieger fest. Dahinter rangierten Boston und Las Vegas.

Viel brachialer und brutaler ging es in der Gruppe B zu und her. Die Enten mutierten zu Super-Duper-Ninja-Turtles-aber-doch-keine-Schildkröten-Krieger-Halbgötter. In den vier Schlachten gegen Tampa und Toronto schossen die Kalifornier 29 Tore, fanden den heiligen Gral, bauten 10 neue Pyramiden und erforschten ein Heilmittel gegen AIDS. Somit standen die Ducks und Jets bereits im Halbfinale und die Playoffs waren lanciert. Um die anderen beiden Halbfinalplätze bekämpften sich im Best-of-3-Modus Boston gegen Tampa und Las Vegas vs. Toronto. Selbstverständlich im 9er-Modus. Und ohne Zeitlimit. Und ohne Schiris. Aber mit Ćevapčići.

Der Titelverteidiger bat den Playoff-Neuling Tampa zum Tanz. Als die letzten Sitzplatzmenschen ihre Backen auf die Sessel quetschten, führte Boston bereits mit 3-0. „Wie immer“, schrie ein Jugendlicher auf die Frage, was er denn gerne in seinem Hamburger gehabt hätte. Doch jener Abend fühlte sich anders an. Es strich eine Art magischer Wind durch die Katakomben. Boom… Ausgleich. Nur wenige Biere später führte Tampa zum ersten Mal mit 4-3. Dann folgendes: Bullygewinn Bruins, der Puck kullerte zum Torwart. Ullmark hatte alle Zeit der Welt, trank einen Kaffee, machte 10 Liegestütze und führte mit seinem Kundenberater ein Ferngespräch. Dann sah er den freistehenden Pastrnak, Pass und… nanu… plötzlich stand Stamkos zwischen Goalie und Stürmer und fing den nicht ganz so gloriosen Passversuch ab. Schuss ins rechte Lattenkreuz. 5-1 Lightning. Der aktuelle Champion verstand die Welt nicht mehr. Als ob nun plötzlich alle Französisch redeten. Mit brachialer Gewalt und famosen Hits wollte Boston das Glück auf seine Seite zwingen, ging es um einen eminent wichtigen +2 Puck. Doch der Pfosten und Vasilevsky hatten andere Pläne. Bei einem Aufbau vertändelte Bergeron als hinterster Mann den Puck, Querpass in die Mitte auf den bereits seit 2h wartenden Stamkos. 7-1. Von nun an drückte Boston noch stärker, Tampa verteidigte mit allem, was sie hatten. Eine fast identische Kopie des 7-1s ereignete sich kurz vor der Pause. Nur dieses Mal war es Taylor Hall, der die Scheibe leichtfertig vergab und Hedman einnetzte. 8-1. Per -1 besiegelten die Lightning das Schicksal mit einem 9-0.

Beim anderen Viertelfinale lösten die Sin City Boys den Bierbonus ein und führten in der Serie 1-0. Im Spiel Numero 2 schalteten die Maple Leafs in ihren traditionellen Playoffmodus. Will sagen, sie lagen nach wenigen Sekunden bereits mit 0-2 hinten. Vegas zockte, bot eine Show und unterhielt die Heimfans wie zu besten Mafiazeiten. Als sich Toronto zurückkämpfte und auf 2-4 verkürzte, ging ein Raunen durch die Arena. Das nächste Tor war -3 wert. Fast überirdisch präsentierten sich beide Keeper. Sogar Penaltys wurden zwei Mal von Jack Eichel verschossen. Marner, Matthews und Eichel vergaben aus allen Lagen. Schliesslich reüssierte Eichel und liess sich von der Glückspielermeute feiern. Mit zwei schnellen Treffer zogen die Gastgeber anschliessend mit 8-0 davon. Alsdann Toronto im Angriff das runde Gummiding verlegte, düsten gleich zwei Vegas-Teufelskerle im Gegenzug Richtung Campbell und beendeten die Affiche, Serie und den Traum der Maple Leafs. Always bet on Duke.

Nun standen die Bruins mächtig unter Druck. Doch nach nur 6 Sekunden brachte Tampa seine Fans um den Verstand. 1-0. Dann 3-0. Nach drei Moneypucks führten die Favoriten aus Boston dann zum ersten Mal mit 1-0. Mehrere Moneypucks später zeigte der Videowürfel 6-1 für Tampa. Die Lightning waren bestrebt, den Sack zuzumachen und campten vor dem Tor von Ullmark. Ebendieser baute eine grössere Mauer als die Chinesen und liess einen halben Bundesstaat verzweifeln. Nach einem Solotänzchen fasste sich Bergeron ein Herz und verkürzte zum 3-6. Der James-Bond-Bösewicht Hedman zeigte sich unbeeindruckt und puschte seine Farben ins gegnerische Drittel. Nach dem 3-8 hätten wohl nur noch Wahnsinnige auf Boston gewettet. Daraufhin vergab Tampa mehr Möglichkeiten als ein Cowboy in einem Bordell. Wahnsinn! Das Ticket ins Halbfinal war zum Greifen nah. Hedman wollte dem Treiben ein Ende setzen und trickste den Puck über die Torlinie… leider war es ein Eigentor. Nur noch 6-4 für Tampa. Zwei Tore später führte Boston wieder mit 7-6. Gopferdelicheib. Ein hochemotionaler Schlagabtausch voller Emotionen und Dramaturgie! Der Aussenseiter wankte plötzlich, zeigte Nerven, bekam es mit der Angst zu tun. Blödsinn, entgegnete die Vereinslegende Martin St. Louis im Studio. Das sei alles Taktik, gab er später zu Protokoll. Vielleicht übertrieb er nicht einmal. Denn die Giganten um Kucherov, Stamkos und Hedman zeigten sich plötzlich hochkonzentriert, kurvten mit Speed über Stock und Stein und versenkten einen -3 Moneyshot. Dann der $1 Mio Schuss (tatsächlich +2 Schuss) von Hedman ins Lattenkreuz zum 9-4 für Tampa und in den Halbfinal. An dieser Stelle sei die Schussstatistik erwähnt: Boston 56, Tampa 83.

Im Spiel um den Qualifikationssieg und Wahlrecht schenkten sich Anaheim und Winnipeg viel und die B-Auswahlen kamen zu einem schnellen 8-4 zugunsten der Ducks. Anaheim wählte im Halbfinale die Vegas Golden Knights als Gegner. Demnach forderte das Überraschungsteam aus Florida die kanadischen Hochglanzputzer.

Spiel 1 Anaheim vs. Vegas. Bully, Schuss, 3-0 für die Ducks nach 5 Sekunden. Mit Moneypucks und Einbahnhockey schossen sich die Ducks nach Lust und Laune durch die Personalien der Golden Knights. 4-0, 5-0, 7-0, 9-0. Wie eine heisse Motorsäge durch warme Butter hexte sich das Angriffskabinett rund um Getzlaf wahllos durch Freund und Feind und degradierten die Golden Knights Spieler zu Statisten.

Im anderen Spiel traten die beiden Mannschaften weniger schiesswütig an. Erst im dritten Drittel (!!) fiel das erste Tor überhaupt. Scheifele erlöste uns alle. Und dann lange wieder nichts. Der Spielstand nach fünf Dritteln: Winnipeg 0, Tampa 1. Die Jets wechselten alles und jeden ein, für einen kurzen Moment stand mit Jeff Molson ein 105-jähriger Mann im Einsatz. 3 Sekunden vor der nächsten (!) Drittelpause pfiff der Schiri einen Penalty für die Jets. Scheifele nahm das Geschenk dankend an und verwertete souverän zum 2-0. Erneuter Drittelbeginn – keine Ahnung, wie viele mittlerweile gespielt waren – Anspiel, Bully, Schuss und Tor Tampa Bay. Nur noch 2-1. Jetzt ging die Party voll ab. Von nun an regnete es Money Pucks. Exakt einen Torschuss später führten die Jets 5-1 – vielleicht waren es auch 40. Im direkten Gegenzug jubelten die Amerikaner. Nur 3-2 Jets. Dann 3-3! Ab jetzt waren nur noch Moneypucks zugegen. Plötzlich zeigten die Jets etwas in der Art von Hockey und einzelne Kombinationen. Die Kräfte der Lightning schwanden. Winnipeg leckte Blut und knüppelte Tampa nieder. Drei Mal fanden die Kanadier zuerst den Weg ins Glück, dann die Amerikaner. Resultat 6-6. Beide Franchises waren mittlerweile niedergeknüppelt.

Einzig Kyle Connor – evtl. mit Sarah Connor verwandt – offenbarte übermenschliche, wenn nicht Cyborg artige Qualitäten und behielt in dieser Zeit der Aufregung und Hektik Ruhe und Übersicht. Lässiges Goal zum 8-6. Terminator Connor beendete das mit knapp 25 Minuten wohl längste DBC-Playoffspiel aller Zeiten mit einem famosen Backhander zum 10-6.

War die Zerstörungswut der Ducks bereits gestillt? Das fragten sich der UNO-Sicherheitsrat und die Golden Knights. Sofort brausten die Lokalmatadore wie ein UFO-Prototyp aus der Area 51 davon und verwandelten den ersten Dreier. Schlag auf Schlag mit der Kadenz eines Death-Metal-Songs schossen beide Teams aus allen Positionen. Der Schuss aus dem Klo im Sektor A2 war vielleicht schon gar gewagt, wenn nicht sogar leicht übertrieben. Trotzdem stand es 4-2 für den Gastgeber aus Las Vegas. Das Menü präsentierte einen -3 sowie einen 3+ Moneypuck. An dieser Stelle wundert sich wohl niemand mehr, dass die Ducks beide verwerteten. 6-1 für Anaheim. Der Bann war gebrochen, der Mist geführt. Am Ende 9-1. Anaheim zog zum zweiten Mal in den Final.

Ob der längste Tag aller Zeiten Spuren hinterlassen hatte? Mitnichten! Beide Squads zählten auf die gewohnten Aufstellungen. Der Favorit aus Winnipeg führte schnell 2-0, in den letzten Sekunden vor der ersten Pause erhöhten die Kanadier sogar auf 4-0. Ausgerechnet jetzt sollte vier normale Pucks folgen, von denen die Jets im Eilverfahren drei verwandelten. 7-1. Scheifele machte mit seinem Kunstschuss zum 9-1 den Deckel drauf. Im Gegensatz zur ersten Partie entpuppte sich Game 2 zu einem Shootout.

Le Grand Final stand vor der Tür. Doch zuerst knobelten Toronto und Boston den 5./6. Platz aus. Möglicherweise das spektakulärste Spiel des Tages? Praktisch mit dem Bullygewinn gingen die Amerikaner in Führung. Wenig später führten die Kanadier 0-1. Eine halbe Minute vor der Pause besorgte Bergeron den Ausgleich. Die nächsten vier Pucks stapelten sich folgendermassen: +3, +3, +2, +3. Schierer Wahnsinn! Die letzten Sekunden liefen, Toronto kombinierte sich mustergültig vor das Gehäuse des Verlangens, big save Ullmark! Dann Konter Boston, ein Angriff aus dem Zauberbuch, 4-1 Taylor Hall. Nach dem Pausentee powerten die Bruins weiter. Pastrnak schoss zum 7-1 ein. Einige Ersatzspieler öffneten bereits ihre Flasche Champagner, einige andere zündeten Zigarren an, während die Fans die Melodie von «The Final Countdown» grölten. Boston wollte den Sack unbedingt zumachen, schossen aus allen Lagen, vergaben Chancen en Masse. Sogar eine 2 gegen 0 Aktion verstrich ungenutzt. Campbell, Keeper der Maple Leafs, entschärfte mehr Pucks pro Sekunde als eine M134 Minigun vermag zu schiessen. Die Blauen waren sichtlich stehend K.O. Nur Campbell stellte sich gegen die Niederlage.

So kam es, Konter Toronto, Tor, 3-7. Anspiel, Konter Toronto, Schuss, 6-7. Plötzlich waren die Ahornblätter wieder voll im Saft. Ein Auf- und Ab, ein offener Schlagabtausch, eine Offenbarung für die neutralen Zuschauer! Chancen auf beiden Seiten, sogar die Bierbars schlossen vorübergehend, denn niemand liess die grosse Show aus den Augen. Betreuer, Spieler, Stadionpersonal, Fans, vielleicht sogar der Papst, klebten auf ihren Sitzen und ertrugen die wahrhaftige Spannung mit einem Puls von 200. Die Halle explodierte fast, als Matthews zum 8-7 einnetzte. Unerwartet lag der Matchpuck für die Leafs auf dem Eis – ein Moneypuck der -3er Sorte. Wild und tollkühn pressten die Maple Leafs mit Mann und Maus in das gegnerische Drittel, immer und immer wieder. Matthews und Tavares versemmelten grosszügig.

Und die Bruins? Die blieben cool, spielten unaufgeregt weiter und belohnten sich. Bergeron stocherte die Scheibe über die Linie zum 5-8 für die Bruins. Toronto belagerte Ullmark wie einst die Römer Gallien. Grobfahrlässig verteilten die Maple Leafs Geschenke. War denn heut schon Weihnachten? Der Titelverteidiger löste sich einmal aus dem Würgegriff der Kanadier, luchste anschliessend der Verteidigung den Puck ab und blies zum Gegenangriff. Kombination Pastrnak auf Bergeron, Tor, 9-5 Endstand. Welch Highlight in der Geschichte des DBC! Mehr Twists als Titanic, Seven und American Pie zusammen.

Die Neuauflage des allerersten Dousnbier Cups sollten die TV- und Herzinfarktquoten in die Höhe treiben. Gänsehaut pur. Für viele Fans stand der Zweikampf sinnbildlich für den Kampf Pizza mit oder ohne Ananas, Rocky Balboa vs. Ivan Drago, Legalisierung von Marihuana, oder dunkle vs. helle Seite der Macht. Sogar Hollywood klopfte bereits an, um sich die Filmrechte unter den Nagel zu reissen.

In Wahrheit erschienen die Jets in Spiel 1 mit stumpfen Buttermesser zum einer Atomschlacht. Die Ducks pulverisierten die kanadische Truppe samt Anhängerschaft. Sogar der Busfahrer, der schlafend in seinem Hotelzimmer weilte, erhielt einen Tritt in den Arsch. Ohne Gnade verwerteten die Enten sämtliche Moneypucks, zwangen die Jets zu Notlandungen, ach was, schossen sie gleich ab und nutzten jeden Eigenfehler eiskalt aus. Schnell war das Auftaktspiel des Finales gleich mit 9-0 entschieden.

Mit derselben Dynamik und Urgewalt legte Anheim in Spiel 2 los und führten bald schon mit 5-1, eher plötzlich die Stadionleinwand 2-2 anzeigte. Die nächsten beiden Moneypucks lenkten das Geschehen in eine eindeutige Bahn. 6-0 Ducks. Von diesem Schock erholten sich die Kämpfer aus den Norden nicht mehr. Unverständlicherweise warfen sie alles nach vorne und stifteten Anaheim zu Konterattacken an. Das Resultat war ernüchtern aus Sicht der Ahornblätter: Zwei Kontertore inkl. Moneypuck. 9-0 Ducks. Spiel, Satz und Sieg. Gegen die Kalifornier war kein Kraut gewachsen.

Fast schon entsagend äusserte sich der Coach der Jets vor dem dritten Spiel, dass man keine Spezialtrainings oder Änderung der Starting Four in Betracht zog, sondern, dass man einfach „ein, zwei Biere“ vor dem Match zischte. Eine gewagte Taktik. Diametrale Gefühlslage beim Coach der Ducks, der an der Pressekonferenz vor dem möglich letzten Spiel unterstrich, dass „Enten zusammen fliegen“.

Endlich waren die Jets erwacht, meldeten die Social Media Stationen auf der ganzen Welt. Wie sollte es auch anders sein, denn der Film Top Gun flimmerte zeitgleich über die Bildschirme? Eine Art Antagonismus der Kampfflugzeuge begleitete das Publikum in jener Samstagnacht. Auf dem Eis zeigten die Protagonisten endlich Kampf, Leidenschaft und Checks. Die Ducks drückten und trafen. Winnipeg erwiderte und netzte endlich auch ein. Eishockeyästheten kamen auf ihre Kosten. Ein Spiel auf Messer’s Schneide, ein temporeiches Auf und Ab. Erst ein 3-3 Ausgleich, dann konnten beide Mannschaft 5 Tore für sich beanspruchen. Spielerisch entzückten die Ducks Fans und Gegner. Die Jets hielten tapfer dagegen. Club-Legende Eich Hof kommentierte, dass ihn den Kampf an den Film 300 erinnerte. Doch dann ein Funke Hoffnung. Für eine kurze Zeit wurde Obi Wan Kenobi im Stadion gesehen. Tor Scheifele, 6-5 Jets. Als Antwort versenkten die Ducks einen – nein, eigentlich alle in diesem Final – Moneypucks und führten wieder. Connor tanzte mit einem Solo durch die gegnerischen Verteidiger und am Wiener Opernball zum 7-7. Der nächste Puck (+2) entschied die Schlacht. Matchball beide. Sudden Death. Aber ohne van Damme.

Das Spielgerät fand den Weg vor beide Gehäuse. Drei Mal parierten beide Goalies fantastisch, ja überragend. Niemand hielt es auf den Sitzen, alle standen. Der Verkehr in NYC stand still. Alle schauten nervös auf ihre Smartphone Bildschirme. Und dann die Entscheidung: von links ins Drittel kommend, glitt Rakell dem Verteidiger rechts vorbei und bezwang Hellebuyck eine Sekunde (100 Hundertstel!) vor der Drittelpause zum 9-7. Sein fünftes Tor in jenem Spiel. Anaheim war einfach zu stark an jenem Tag für die Jets und alle anderen. Zum ersten Mal geht der Pokal nach Anaheim. Herzliche Gratulation an den verdienten Sieger. Was für eine unglaubliche Leistung! In Anaheim und Brunnen wurde die Mannschaft von frenetischen Ultras und Pyros empfangen. That’s hockey!

In Winnipeg zog eine Erschütterung der Macht durch das Raum und Zeit-Kontinuum. Das Pearl Harbor der Neuzeit. Doch das Imperium wird zurückschlagen.

Was für ein Tag, was für ein Turnier. Hier hatte einfach alles seinen Platz. Spass, Sprüche, Biere und eine Umarmung mit der Toilette. DBC4 Champion: Anaheim Ducks.  DBC: Ein Spiel für Helden und Legenden!

Die nächste Ausgabe findet im Oktober 2022 statt. Stay tuned.