Sonntag, 28. Oktober 2018

26.10.2018: FC Muotathal Senioren vs FC Ibach Senioren 30+


Muotathal im Herbst. Eingefärbte Wälder, ein mystisch blauer Himmel und ein Sonnenuntergang, welcher nirgends auf der Erde schöner in Szene gesetzt ist und märchenhaft zur Geltung kommt. Eine Augenweide. So in etwa hätte es vielleicht werden können, wenn es nicht bereits beim Anpfiff dunkel und kalt gewesen wäre.

Nichtsdestotrotz handelte es sich um einen speziellen und magischen Ort, denn Muotathal diente schon als Standort für zahlreiche epische Schlachten: der russische General Alexander Suworow gegen sein französisches Pendant Claude-Jacques Lecourbe, Godzilla gegen King Kong, Freddy Krüger vs Jason Voorhees und FC Muotathal gegen den FC Ibach.

In der kalten und dunklen Herbstnacht stand mehr auf dem Spiel als an einem Wahlsonntag. Ehre, 3-Punkte und die Überwinterung als Wintermeister dienten als Motivationskatalysatoren für die Kraga-Elf. Die heissblütigen und zahlreich angereisten FCI-Ultras machten sich ebenfalls schon vor dem Anpfiff bemerkbar. Niemand sonst bestellte in der eisigen Kälte ein Bier. 

Seit Anpfiff war die Marschrichtung der beiden Mannschaften klar. Die Gastgeber versuchten ihr Glück mit viel Fleiss und Kampf, was sich in Laufbereitschaft und Tackles (+ Beine) in allen Höhen und Sphären manifestierten. Die Gäste zelebrierten einfachen und geradlinigen Kombinationsfussball und glänzten mit Kabinettstücken. 

Nach 5 Minuten verschärften die Gladiatoren das Tempo und starteten einen Überfallangriff: Steiner leitete den Angriff mit einem Pass in die linke Spitze ein, daraufhin prallte der versuchte Querpass bei einem Muotathaler ab, der Ball änderte flippermässig seine Richtung, traf erneut das Schienbein eines Spielers, ein erneuter Richtungswechsel war die Folge. Unkontrolliert rollte die Kugel willkürlich über den Platz, streifte Mitspieler, Gegner und Schiri, knallte einem Fan die Kappe von seinem Kopf, flog knapp am Grill vorbei und schoss einem Stuhl im Klubbeizli ein Stuhlbein weg. Wie durch Zauberhand gelang der Ball schliesslich zurück zu Steiner, der mit einem satten Geschoss den Torwart prüfte. Er bestand seine erste Prüfung.

Ibach nahm zunehmend das Heft in die Hand, während der FCM Weitschüsse und ruppige Tacklings fabrizierte. 

Nach 10 Minuten spielte Schöbe für die Galerie. Mit dem Rücken zum Tor wurde er seitlich am Strafraumhalbkreis angespielt, nahm den Pass technisch perfekt an, drehte sich um 270° und zog ab. Alles in 0.012 Sekunden. Leider verfehlte die Aktion das Gehäuse um knappe 80 cm. 

Die Defensive der Gäste wirkte organisiert und gewann praktisch jeden Zweikampf. Cornel Suter holte sich das heiss begehrte Zweikampf-Achievement, als er 4 Zweikämpfte innerhalb einer Minute für sich entschied und dabei einer alten Dame über die Strasse half.
Cassara ballerte immer wieder auf den Kasten der Muotathaler und sorgte dafür, dass sich der Torwart keine Erkältung holte. 

Nach rund 23 Minuten wurde den Zuschauer eine Lektion in schnellem Umschalten geboten. Dörig spurtete quer über das ganze Feld, passte links aussen zu von Rickenbach, der mit Tempo in den Strafraum flog und in die Mitte spielte, wo Cassara goldrichtig mitgelaufen war und zur 1-0 Führung einschob. 

Kaum war der Jubel der Ibächler verstummt, vertändelte ein Heimverteidiger den Ball. Cassara reagierte am schnellsten, krallte sich die Pille, startete seinen Motor und zischte mit seinem wuchtigen Antritt rasant Richtung Tor. Sein Abschlussversuch missbilligte der Torwart und parierte den Ball.

Die Titanen drückten aufs Gaspedal. Das Mittelfeld mit Dörig und Steiner rackerte und offenbarte technisch hochstehende Passstafetten, die Flügelzangen Blunschy und von Rickenbach terrorisierten ihre Seiten wie Trump Minderheiten und der Sturm glänzte mit Spiellaune und Swag.

Just in einer ibächler Sturm und Drang Phase tauchten die Hausherren in der Platzhälfte der Gladiatoren auf. Die Magie war an jenem besagten Abend nicht ungleich verteilt worden. Auch der FCM packte seinen Zauberstab aus, vollzog eine magische Kombination und fand sich alleine vor Greuter. Der Stürmer schoss eiskalt zum Ausgleich ein. 1-1 nach 33 Minuten.

Mit viel Wut im Bauch reagierten die Kraga-Männer sofort. Schöbe zwang den Tormann zu einer Glanzparade. Der satte Schuss lenkte der Mann mit den Fingerspitzen an den Pfosten.

Nur wenige Zeigerumdrehungen später wurde ein 5m im Abseits stehender FCM-Stürmer angespielt, und zum Erstaunen aller, blieb der Schiripfiff aus. Die Überraschung der Spieler, Trainer, Groupies, Ultras, Kühe und russischen und französischen Geister war grösser als die eines Kindes, wenn es über die wahre Identität des Christkindes aufgeklärt wird.

Greuter behielt aber die Nerven und parierte die 1vs1-Situation souverän. Kurz vor der Pause hagelte es Chancen im Minutentakt. Die Offensive befand sich in Spiellaune. Ein Zaubertrick hier, eine Finte da, Doppel- und Tripelpässe überall, Touchdowns und Homeruns sowieso. Im Abschluss zeigten sich die Ibächler jedoch sündiger als das RTL2-Rahmenprogramm.

Die letzte Aktion vor der Pause gehörte dem FCI. Schöbe zündete aus 35m seinen atomaren Sprengkopf mit der Energie von 10,4 Megatonnen. Sein Geschoss wurde von einem Rücken eines Verteidigers noch abgefälscht und streifte die Latte. Die Figur Quasimodo wurde durch den Verteidiger inspiriert, der heute aufgrund des Schusses mit einem massiv deformierten Rücken durch die Welt schreitet. Glück im Unglück, denn andere hätten ihre Wirbelsäule grobverteilt im Bisisthal zusammensuchen müssen. Schöbe wurde zwischenzeitlich von den USA kontaktiert um über die Abrüstung seiner Atomwaffen zu diskutieren.

Pausenstand 1-1.

Mit dem Wiederanpfiff gingen die Hausherren mit 2-1 in Führung. Da die Redaktion zu jenem Zeitpunkt in der Beiz nach Beweisen für die Existenzen von Bigfoot und Waldhexen suchte, verpassten wir prompt den Treffer.

Sichtlich geschockt präsentierten sich die Ibächler nach dem Gegentreffer. Plötzlich waren es die Muotathaler, die den offensiven Ton angaben. Des Öfteren operierten die Thaler mit langen Bällen in die Spitze. Nach 50 Minuten entwischte ein Stürmer der ibächler Defensive und umspielte beim Mann gegen Mann Greuter und bugsierte den Ball lässig über die Linie. 3-1. Was für eine unglaubliche Achterbahnfahrt diese Begegnung bis dato darstellte.

Plötzlich verloren die Gladiatoren die Zweikämpfe und die Leichtfüssigkeit, die in der ersten Halbzeit noch vorherrschte. Ab sofort dominierten die Thaler und erspielten sich reihenweise Möglichkeiten, um den Vorsprung noch weiter auszubauen. 

Nur punktuell erzwangen sich die Muotadörfler Chancen. Rodgers Suter schickte Cassara an der Seitenlinie entlang, der sich gegen zwei behauptete und seitlich in den Strafraum reinzog. Sein Zuckerpass auf den heranstürmenden Steiner sprang im dümmsten Moment vor dessen Füssen auf und so kullerte das runde Leder über das Gehäuse.

Nach einer Stunde tauchte ein Gastgeber erneut alleine vor Greuter auf. Auch dieses Mal entschärfte der toll agierende Schlussmann die Bombe und hielt seine Mannschaft im Spiel.

Nach der Schock- und/oder Kältestarre tauten die Ibächler wieder leicht auf. In der 63. Minute ereignete sich eine Szene, die dem ibächler Anhang das Blut in den Adern gefrieren liess. Muotathal agierte plötzlich mit zwei Torhüter. Der vordere Tormann wehrte einen Passversuch der Ibächler im eigenen Strafraum glassklar und in bester Handballgoaliemanier mit seinen Armen ab. Jedoch trug er dasselbe Trikot wie seine Aussenleute. Klares Handspiel also. Die Aufregung machte sich nicht nur auf dem Platz und in den sozialen Medien breit, sondern auch auf dem Pragel diskutierten zwei Wanderer über die grobe Fehlentscheidung des Schiris. Im Hölloch wurde eine neu entdeckte Stelle sofort als Handspiel getauft. Selbst in der Höll sorgte die Aktion für Gesprächsstoff. Der Penaltydrink wurde sogleich aus dem Sortiment entfernt. Erklärungsversuch: Vielleicht rief jemand kurz zuvor „Goaliewechsel“ und nur der Schiri hörte dies. Hätte ja in der allgemeinen Empörung leicht untergehen können.

Dass zu jenem Zeitpunkt sämtliche moralische und ethische Hemmungen verabschiedet worden waren, zeigte eindrücklich die Attacke auf HP Kaiser. Selten sieht man HP als Gefoulten. Schliesslich kann man Berge nicht foulen. Dies dachte wohl auch der Ref, welcher auf Eckball anstatt Penalty entschied. Den anschliessenden Corner wurde direkt auf HP Kaiser im Fünfer gezirkelt. Mit seinem Oberschenkel? Hüfte? Hacke? Kopf? Linkes Bein? Bauch? liess er das Netz erzappeln. Tooor in der 67 Minute! Nur noch 2-3. Die Rache des Fussballgottes HP Kaiser kennt keine Gnade.

Die Entstehung des Tores ist bis heute gänzlich unbekannt, allerdings bahnte sich dieser Treffer schon seit Tagen an – wenn man die Hintergründe kennt. Genüsslich im Jacuzzi Energie tanken und dazu eine seriöse und minutiöse Vorbereitung zeichnen HP Kaiser einfach aus. 

Jetzt war wieder Feuer unter dem Dach! Die Partie war neu lanciert.

Steiner tanzte in der 68. Minute mit den Thalern Walzer und Lambada, streichelte die Kugel wie eine Mutter ihr Neugeborenes, bediente den Linksaussen wartenden Cassara, der sich an der Seitenlinie gegen seinen Gegenspieler mit Körpereinsatz, Schnelligkeit, Trash Talk und Karacho durchsetzte, bis zur Strafraumgrenze runterdüste und hoch in den Rücken der Abwehr – Höhe Elfmeterpunkt – flankte. Wie eine hungrige Raubkatze wartete Gabriel geduldig auf seine Beute. Den hohen Ball nahm Gabriel mustergültig Volley und die Direktabnahme explodierte im Tor. Holy Shit, was für ein Treffer. Ausgleich! Die Vorarbeit und Vollendung von zwei eleganten Fussballkünstlern dürfte noch lange in den Highlights sämtlicher Sportsender nördlich der Antarktis in Endlosschleife laufen. Eines Tages werden Kinder in Schulen die Heldentaten von Cassara und Gabriel mit Lieder besingen und das Tor mit Gedichten würdigen.

Nach dem Ausgleich waren die Gladiatoren wieder voll im Saft. Die Ibächler verteilten an diesem Classic Rock Event Thrash Metal Granaten. Das Publikum wurde mit einer sehr abwechslungsreichen und usinnig spannenden Schlacht beschenkt. Tore in Hülle und Fülle, Kampf, Zweikämpfe, Kombinationen, was nur vermochte die Involvierten noch zu überraschen? 

Der Schiri natürlich. Klare und teilweise haarsträubende Fouls liessen den Mann unbeeindruckt zurück, dafür wurden Dinge abgepfiffen, über die sich Verschwörungstheoretiker und Regierungen heute gleichermassen den Kopf zerbrechen. Was hatte der gute Mann denn nur gesehen? Unberechenbarer als eine Slotmachine im Casino agierte der Schiri. Passend zum Match. 

8 Minuten vor Schluss pflückte Greuter eine Flanke vom Nachthimmel und leitete kurzerhand einen Konter ein. Das Mittelfeld wurde über drei Stationen mit Rekordtempo überspielt und plötzlich stand Tony (Nr. 14) alleine vor dem Kasten. Der herauseilende Schlussmann verhinderte die ibächler Führung.

Die Folge war ein offener Schlagabtausch. Hier war alles drin. Scharfe Sauce, gute Würze, Chancen auf beiden Seite, Bier, Kaffee Zwätschge und sogar Bratwürste.
Ein flinkes Kerlchen versuchte Greuter aus rund 50m zu überraschen und zündete seine Rakete. Der Ball aber landete irgendwie im Hinterthal. Die Schlussphase zog alle in den Bann. Auch die treuen Tiere rund um das Stadion waren sichtlich durch das Gezeigte entzückt und schauten gespannt hinter dem Ballfänger zu. 

Die Intensität blieb hoch, die Spannung war kaum zu ertragen. Sogar Tom Cruise hätte diese Mission in Mission Impossible kaum angenommen. Sensenmänner, Tacklings, Fouls und Trash Talk boten an Zündstoff. 

In der 80. Minuten schlich sich Cassara in den Strafraum, wo er virtuos von seinem Mitspieler bedient wurde und aus rund 10.64m die Kugel von der Lattenunterkante ins Tor knallte. GOAAAAALL! 4-3 für Ibach!! Wie durch ein Wunder hielt das Gehäuse dem Hammer stand. Der Gegl war gedreht! 

In der heissen Nachspielzeit vergaben die Titanen noch einige Chancen und auch die Heimmannschaft prüfte noch einmal Greuter und die Querlatte. Doch allen Bemühungen zum Trotz obsiegten die Ibächler in einer epischen und interessanten Schlacht gegen Muotathal mit 3-4.

Bemerkungen: Brogle leider wieder mit Kreuzbandriss.. gute Besserung! Blunschy und von Rickenbach feierten ihre Geburtstage ab 00.01 Uhr. Dieser Sieg ist ein herrliches Geburtstagsgeschenk. Als Aufsteiger beendeten die Gladiatoren die Vorrunde auf dem 2. Tabellenplatz, punktgleich mit dem Tabellenführer aus Ebikon. Super Leistung Jungs!
Tore: Cassara 2x, Gabriel, HP Kaiser
Telegramm: Klick mich