Samstag, 30. Juni 2018

WM-Blog: Das Turnier beginnt


Morgens halb zehn in der Schweiz. Auf welchen Gegner Deutschland im WM-Achtelfinale trifft, ist zurzeit gänzlich unbekannt. Frühestens im Winter 2022 wissen wir Bescheid. Denn „die Nationalmannschaft“ hat an der WM in Russland ihre Kampagne als Gruppenletzter abgeschlossen und ist bereits nach Hause geflogen. Der amtierende Weltmeister versagte in einer Gruppe mit Mexiko, Schweden und Südkorea. Was für eine Überraschung!

Doch irgendwie passend zur diesjährigen WM-Ausgabe. Viele Favoriten wankten, strauchelten oder schauspielerten. Frankreich scheint noch keine homogene Truppe geformt zu haben, bei Brasilien simuliert Neymar dermassen, dass sich sogar das Indianervolk der Akuntsu fremdschämt, obwohl sie über keinen TV-Anschluss verfügen. Spanien spielt ohne Feuer, ohne Leidenschaft, ohne Konzept. Im Schatten der genannten Favoriten hat sich klangheimlich eine Nation in Position gebracht, wo bei aktueller Konstellation sehr vieles möglich scheint. Nein, nicht in England oder Belgien (beide hatten bisher nur Pubteams als Gegner und die direkte Begegnung war gespickt mit Ergänzungsspieler), sondern Kroatien. Technisch hochstehend, motiviert, offensiv und sie verfügen über ein spielstarkes Mittelfeld.

Leider trifft die CH-Nati nicht auf Deutschland, um die Schlacht der Schlachten zu schlagen. Stattdessen kommt der nächste Gegner von oben herab: Schweden. Die Wikinger sind uns in vielen Bereichen überlegen: Metal, Krankenkasse, Internetspeed und Eishockey. Fussball gehört nicht dazu. Sicher, die Skandinavier verfügen über Türme im Abwehrzentrum, zwei drei Spieler können sogar jonglieren, alle kämpfen bis zum Umfallen und das Kollektiv funktioniert. Aber die Schweiz hat die besseren Spieler in den eigenen Reihen, ist fussballerisch und technisch überlegen und ausserdem ist es Zeit für Rache. Rache für die beiden Eishockeyfinals, Rache für ABBA und Rache für die Hammerband Ghost (schlicht und ergreifend weil sie dieses Jahr nicht in der Schweiz auftreten).
Zudem ist es an der Zeit den ewig andauernden Achtelfinalfluch abzulegen und endlich (!) in den Viertelfinal an einer Fussball-WM einzuziehen.

Heute geht’s weiter…
Argentinien vs Frankreich (hoffentlich beginnt eine Mannschaft Fussball zu spielen)
Uruguay vs Portugal (wenn Ronaldo will ist alles möglich… remember Euro 16)
Spanien vs Russland (cyka blyat)
Kroatien vs Dänemark (überlegener Sieg der Kroaten)
Brasilien vs Mexiko (Spektakel auf beiden Seiten, aber Brasilien gewinnt den heissen Tanz)
Belgien vs Japan (sollte auch eine klare Sache für die Europäer sein)
Schweden vs Schweiz (viel Kampf und Krampf, aber Drmic schiesst das Siegestor)
Kolumbien vs England (unbequemer Gegner für England, jetzt können sie zeigen, wie gut sie wirklich sind)

Dienstag, 26. Juni 2018

WM-Blog: 1001 Tore

Frauen, atmet auf! Bereits 36 von 64 Partien wurden an dieser Weltmeisterschaft absolviert. Mehr als die Hälfte. Sage und Schreibe 97 Tore (2,69 pro Spiel - so viel wie seit 1994 nicht mehr) schossen bisher Harry Kane, Ronaldo und Co. Ein Novum: noch kein Spiel ging 0-0 zu Ende.
 
Bizarre und groteske Resultate zogen sich in den letzten rund 10 Tagen durchs Band. Systemlos und willkürlich besiegten sich Mannschaften gegenseitig. So unberechenbar wie ein Treffen mit Ausserirdischen. Keine vermeintlich grosse Nation lieferte bis dato konstant starke Spiele ab.
 
Beispiele gefällig? Deutschland duselte sich in der Nachspielzeit gegen Schweden zum ersten Sieg an dieser WM. Ein Unentschieden hätte das Weiterkommen der Deutschen in die Hände von Mexiko gelegt und möglicherweise mein prophezeites Duell gegen die Schweiz vermasselt. Brasilien holte nur mit viel Krampf einen Sieg in der Nachspielzeit gegen Costa Rica.

Die Gruppe B wirkte auf dem Paper scheinbar eindeutig. Natürlich qualifizierten sich Spanien und Portugal für die K.O.-Phase. Was hast Du denn gedacht? Haha! Erst auf den zweiten Blick fällt die knappe Punkteaufteilung auf. Spanien und Portugal (5 Punkte), Iran (4) und Marokko (1). Die Nordafrikaner hätten mit mehr Wettkampfglück alle 3 Spiele gewinnen können. Zur unglücklichen Auftaktniederlage gegen Iran (Eigentor in der Nachspielzeit) gesellte sich ein Belagerungskampf mit grösseren Spielanteilen gegen Portugal, jedoch ohne Ertrag (0-1) und schliesslich verlor man gegen Spanien 2-2 (Ausgleich kurz vor Schluss) trotz besseren Chancen und Chancenplus.

Die Spanier irrten bisher wie kopflose Hühner umher. Die Trainerentlassung rund 48h vor dem ersten Kick-Off war eben doch keine märchenhafte Idee.

Auch der Iran spielte leidenschaftlich mit. Die knappe 0-1 Niederlage gegen Spanien war unnötig. Die Perser zeigten wie ihre antiken Krieger eine solidarische, herzhafte und mannschaftsdienliche Leistung. Grätschen, kämpfen, rennen, passen, Balleroberungen. Nur der Abschluss ging in die Hose. Mit viel Herzblut erkämpfte sich die Iraner viele Sympathien. Keine erbärmlichen Schauspieleinlagen, keine Mätzchen, sondern ehrlicher Fussball. Unschöner Ragefakt: Im Vorfeld der Weltmeisterschaft bekundeten die Iraner Mühe, Gegner für Vorbereitungsspiele zu finden. Aus politischen Gründen.
Gegen Portugal fehlte dann nur ein Törchen für die totale Überraschung. Die Szene in der Nachspielzeit, wo ein Stürmer den Siegestreffen auf dem Fuss hatte, wird ihn und seine Nachkommen in den nächsten 100 Jahre nachts heimsuchen. Auch im Iran selbst zeigten die Leistungen beachtliches: Frauen durften beim Public Viewing legal ins Fussballstadion, auf den Strassen wurde gesungen und getanzt. Aktionen, welche sonst strengstens verboten sind. Fussball ist eben mehr als nur ein Sport. Die soziale und gesellschaftliche Wirkung kennt keine Grenzen.

Und die Schweiz? Über den kontroversen Jubel haben sich schon alle Seiten in Medien und Social Media ausgekotzt. Viel beachtlicher ist die fussballerische Leistung. Selbst nach dem frühen 0-1 folgte die Elf von Petkovic ihrem Gameplan. Nichts schien sie aus Konzept zu bringen. Weder die Provokationen, noch Pfiffe durch die Zuschauer, noch Sascha Ruefer's wirre Phrasen beeindruckte das Nationalteam. Folgerichtig reagierte der Natitrainer auf den Rückstand und brach mit Embolo und Gavranovic zwei offensive Kräfte, die das bisherige laue offensive Lüftchen in einen Föhnsturm verwandelten. Mit Einsatz und Biss drehten die Schweizer das Hochrisikospiel. Für den krönenden Abschluss waren Gavranovic und Shaqiri zuständig. Zuerst der Zuckerpass von Gavra auf Shaqiri, der alle Zähne im Umkreis von 20m mit Karies befallen liess, dann der Spurt über das halbe Feld und der lässige Abschluss ins himmlische Glück von Shaqiri. Weltklasse. Der anschliessende Gruss nach Einsiedeln freute natürlich viele Schwyzer.
Die Nati zeigte Moral, Courage und Können. Es wird Zeit, einen Grossen zu fällen. Wenn nicht an dieser WM, wann dann?

Dienstag, 19. Juni 2018

WM-Blog: VARscheinlich

Ai ai ai… welche haarsträubenden Überraschungen die erste WM-Woche für uns bereithielt. Holy shit. Wer hätte gedacht, dass im Stadion selbst kein Maisgoldbier zum Verkauf angeboten wird? Oder, dass nicht in allen Toiletten die russische Nationalhymne als Endlosschleife läuft? Ach ja, Mexiko besiegte Deutschland 1-0. Die Wikinger von Island räuberten und plünderten sich durch die argentinische Platzhälfte und nahmen sich einen Punkt mit.

C. Ronaldo erwachte aus seinem Tiefschlaf und ballerte Spanien im Alleingang zu einer Punkteteilung. Fairerweise bleibt anzumerken, dass Spanien liebevoll ohne Torwart auftrat. Nichtsdestotrotz war das unterhaltsame 3-3 bislang das grosse Highlight an diesem Turnier. Oder der 1-0 Sieg von Mexiko. Oder der Auftritt von Dani Gwerder im Boten der Urschweiz.

Die Petkovic-Elf trotzte dem haushohen Favoriten aus Brasilien ein beachtliches 1-1 ab. Aus Sicherheitsgründen darf ich an dieser Stelle keine weiteren Worte mehr über den Kick verlieren.

Frankreich agierte gegen die aufopferungsvollen Australier lange Zeit Lust- und Inspirationslos. Trotz 2-1 Minisieg war die Leistung ein Indiz für die prophezeite Divenhaftigkeit der Grand Nation. Trotzdem: Deutschland und Frankreich verfügen über genügend Ressourcen und Qualitäten, um jeden Gegner in Grund und Boden zu spielen.

Eine revolutionäre Änderung an dieser WM ist die Einführung von russischen Cheerleader. Nebenbei wird dem Schiedsrichter auf dem Platz neu Hand geboten und Hilfe in Form von Video Assistant Referees (VAR) gewährt. Jedes WM-Spiel wird durch einen Video-Assistenten in einem separaten Darkroom mit vielen Bildschirmen und Knöpfen (und weiteren Assistenten) verfolgt. Sollte der Schiri auf dem Platz wieder einmal Tomaten auf den Augen haben und irgendwelchen Stuss zusammenpfeifen, melden sich der VAR und interveniert bei klaren Fehlentscheidungen. Dem Schiri wird die Möglichkeit eingeräumt, die besagte Szene an einem Bildschirm erneut anzuschauen und seinen Entscheid allenfalls zu revidieren.

Der VAR darf in folgenden Situationen eingreifen:
1. Tore. Sämtliche Tore können auf widerrechtliche oder irreguläre Aktionen überprüft werden: bspw. Foul, Hands oder Abseits.
2. Rote Karten. Wie bei einem Zauberer dürfen rote in gelbe Karten (oder umgekehrt) verwandelt werden.
3. Penalty-Szenen. Bei strittigen Szenen kann der Schiri nachträglich einen Penalty pfeifen oder den Penaltyentscheid zurücknehmen.
4. Spielerverwechslung. Wenn der Schiri den falschen Mann vom Platz stellt.
5. Armageddon. Wenn sich die Menschheit gegenseitig mit nuklearen Sprengköpfen ausradieren möchte, interveniert Skynet und führt die Raketenangriffe selbst aus.

Wichtig: Der Schiri auf dem Platz hat die Entscheidungskompetenz und das letzte Wort. Er alleine entscheidet. Die Linienrichter sowie das VAR-Team geben nur Inputs. Wer also eine künstliche Intelligenz hinter VAR vermutete, wie etwa HAL 9000 in 2001: a Space Odyssey, wird enttäuscht. Wenn die neue Technologie aus dem Ruder läuft, dann aufgrund von menschlichem Wahnsinn.

Auf Rückfragen, wann die Frist zur Intervention durch den VAR abläuft, wollte sich kein Funktionär öffentlich äussern. Was passiert, wenn einem Verantwortlichen z.B. im Dezember 2018 ein nicht gegebener Handelfmeter vom Eröffnungsspiel ins Auge springt? Müssen sich die Spieler für die besagte Szene noch einmal aufstellen und den Penalty durchführen? Was, wenn ein paar Kicker bereits in den Ferien weilen oder sonst keine Zeit finden? Russland im Winter soll bekanntlich kühl sein.

Dienstag, 12. Juni 2018

WM-Blog: Eröffnungsfeier

Nur noch wenige Stunden sind zu überstehen, dann fällt das Runde wieder ins Eckige, gute Fussballer fallen auf und Schauspieler fallen um. Die Fussballweltmeisterschaft in Russland beginnt mit dem Eröffnungsknüller Russland gegen Saudi-Arabien am Donnerstag, 14.06.2018, um 17.00 Uhr.
Für die meisten Männer fühlt sich das Ereignis an wie der gleichzeitige Zusammenzug von Weihnachten, Geburtstag, Polterabend, Freibier, Sieg-in-der-Nachspielzeit-in-Online-Sportspiel und Lotto 4er.
 
Immer wieder werde ich auf der Strasse gefragt, was die Summe aller Primzahlen ist, wie ich es schaffe, nach all den Jahren noch so jung auszusehen und wer Weltmeister wird. Damit ich weder Euer noch mein beschränktes Zeitfenster sprenge, widme ich mich an dieser Stelle nur der dritten Frage. Meine Favoriten sind Spanien, Frankreich und Deutschland.
 
Weshalb? Spanien besitzt in der Breite den stärksten Kader. Alle sind fussballerisch hervorragend, taktisch bestens geschult und technisch von einem anderen Stern. Mit Iniesta führt einer der besten Spieler aller Zeiten die Mannschaft voller Champions an und wird an seinem letzten grossen Turnier die Welt ein letztes Mal mit seiner Magie bezaubern. Die Furia Roja weiss, wie man gewinnt. Nerven wie Drahtseile, fussballerische Extraklasse und heissblütige Begleiterinnen.
 
Frankreich hat auf dem Papier vielleicht den spektakulärsten Kader. Die entscheidende Frage wird sein, ob Deschamps eine Einheit zu kreieren vermag oder ob der Egoismus grösser wird als die Wasserknappheit in der Sahara. Wenn sich die Diven auf Fussball konzentrieren, ist alles möglich. Die nervliche Zündschnur ist jedoch kürzer als die Barthaare nach einer gründlichen Rasur. So oder so werden die Franzosen die Headline dominieren: Entweder mit sportlichen Feuerwerken auf dem Platz oder Eskapaden neben dem Platz.
 
Deutschland: Die Einzelspieler fallen zwar im Vergleich zu ESP und FRA ab, aber keine andere Mannschaft versteht es, sich in einem Turnier dermassen zu steigern und als Kollektiv zu überzeugen. Die Turniermannschaft wird entweder den WM-Final erreichen oder im 4. Spiel gegen die Schweiz ihrem Schicksal erliegen.
 
Was ist mit Argentinien? Belgien? Brasilien? Argentinien hat in der Offensive die grösste Durchschlagskraft seit Jean-Claude Van Damme in Bloodsport oder Sylvester Stallone in Rambo, aber die Kaderplätze der Defensive wurden mit Statisten gefüllt. Hauptsache auf dem Matchblatt erscheinen irgendwelche Typen als Verteidiger. Bisher ist noch unklar, ob der Torhüter überhaupt schon einmal aktiv Fussball gespielt hat oder ob es sich um einen Kellner von einem Steakhouse handelt. Messi, Dybala, Aguero, Di Maria etc. alleine reichen in der heutigen Zeit nicht mehr.
 
Belgien ist das neue Holland. Das Unglück klebt ihnen irgendwie am Fuss. Zuweilen stellen sie sich selbst ein Bein mit ihrem inhomogenen Mannschaftsgefüge oder scheitern an Torpfosten und Pech im Abschluss. Die Fussballgötter hatten bisher noch kein Erbarmen für die stets hochgehandelten Belgier. Einen Titel werden Hazard und Co. auch heuer nicht abstauben - zumindest nicht in Russland.
 
Den Joker ziehe ich bei Brasilien. Die Sambakicker sprühen vor Spielfreude und Kreativität. Gemäss meiner Insiderin ist auch die Stimmung innerhalb der Mannschaft toll. Talent für den grossen Coup ist vorhanden, aber inwiefern steckt der 1-7 Dämon noch in den Köpfen? Tite's (Trainer von Brasilien) Fähigkeiten als Exorzist sind dafür notwendiger als sein fussballerischer Sachverstand.
 
Und was ist mit Pektovic's Mannen? Trotz fehlendem Goalgetter verfügt die Nati über viel spielerische sowie taktische Klasse. Ich wage zu behaupten, dass das Niveau der Schweizer in den letzten 10 Jahren stetig gestiegen ist und wir einen neuen Peak erreicht haben. Die Jungs können an einem guten Tag (und mit Glück) jeden Gegner in die Knie zwingen. Was fehlt ist ein Sieg gegen eine grosse Nation in der K.O.-Phase. Die Eisgenossen zelebrieren die David-gegen-Goliath-Triumphe schon seit Jahren und treiben grössere Eishockeynationen in den Wahnsinn.
 
Wir müssen endlich in einem Spiel, wo es um Leben oder Tod geht, den Exploit schaffen. Welcher Teilnehmer eignet sich dazu besser, als in einem Land, wo bereits 10 CH-Spieler kicken? Genau. Auf geht's, macht Euch gegen Deutschland unsterblich und versüsst Eure Rückkehr zu Euren Bundesliga-Klubs nach der WM.

Update 13.06.2018: Der erste Eklat an der WM ist bereits vor dem ersten Kick-Off Tatsache. Die Spanier entlassen ihren Coach Lopetegui zwei Tage vor ihrer ersten Schlacht gegen Portugal. Dass der spanische Verband meinen Blog liest, war mir bisweilen nicht bekannt. Dass er gleich meine Prognose sabotieren möchte, ehrt mich natürlich. Trotzdem. Korrektur: Spanien fällt aus meinem engen Favoritenkreis. Sicherlich wird interessant anzusehen sein, wie die Spanier mit der Unruhe umgehen. Ganz abschreiben würde ich die südländischen Ballzauberer dennoch nicht...

Samstag, 2. Juni 2018

01.06.2018: FC Ibach Senioren 30+ vs FC Altdorf Azzurri Senioren


Willkommen zum Mittelpunkt des Fussballuniversums: Ibach SZ. Geburtsstätte der 5. Liga-Cup-Sieger, Senioren-Aufsteigerjungs und des Swags. Ein Haufen Blödsinn? Fakten lügen nicht: der ehemalige Fussballmaestro Zinedine Zidane verkündete vor wenigen Tagen seinen Rücktritt beim grossen Real Madrid. Auf den Strassen von Ibach machte sich das Gerücht breit, dass die Senioren bald einen Nachfolger für das höchst erfolgreiche Trainerduo Achermann und Suter benötigten. Zidane’s Move also nur reiner Zufall? Mitnichten. Der Franzose hofft auf ein Engagement beim FCI.

Mit einem Sieg gegen Altdorf im letzten Meisterschafsspiel konnten sich die Ibächler den Aufstieg in die Champions League ermöglichen. Entsprechend gross war die Aufstiegseuphorie bei den Senioren. „Jaja, wenn’s sein muss“, „huere seich“ bis zu „wär mal geil, bi nu nie ufgstiege“. Die Motivation war noch nie höher, die Freude noch nie grösser und eine Kiste Bier noch nie teurer. 

Im Wintersried pfiff der Schiri unpünktlich um 20.00 Uhr und 2 Sekunden an. Sofort sorgten die Ibächler für die Musik. In der Garderobe lief eine Best-Of von Sepultura auf maximaler Lautstärke. Auf den Rängen erhellte die Stimme eines zurückgekehrten Metal-Gottes den klaren und warmen Nachthimmel. Auf dem Platz rollte zumindest der Ball 2x, 3x in Aus. 

Nach 7 Minuten sorgte Marcel Bianchi zum ersten Mal für Zündstoff. Auf der rechten Seite verweilte er ungedeckt nahe Eckfahne und flankte scharf in die Mitte, wo HP Kaiser goldrichtig stand. Seine technisch versierte Direktabnahme verfehlte das Tor knapp um 4 Meter. Das erste Ausrufezeichen war gesetzt. Die Mannen um Achermann waren wild entschlossen, mit einem Sieg aufzusteigen. Weniger entschlossen zeigte sich ein Gast am Spielfeldrand, welcher einen Toast bestellt hatte und dann, bei der Übergabe durch die Serviertochter, dann doch realisierte, dass er lieber eine Bratwurst gewollt hätte. 

In der 15. Minuten bediente Thyse in bester Jason Statham Actionmanier Blunschy im Strafraum. Nur noch ein letzter Verteidiger stand zwischen Blunschy und dem Tormann. Der Gladiator trickste, Täuschung links, Täuschung rechts und dribbelte dem armen Urner Knoten in die Beine. Hochachtungsvoll applaudierte der Altdörfler beim Fallen, währenddessen Blunschy alleine vor dem Keeper seinen gefürchteten Hammer auspackte. Boom… flach ins linke Eck. 1-0 für die Ibächler. 

Nur eine Minute später offenbarte der Chef im Mittelfeld und Captain Dörig perfekte Schusstechnik. Aus 25.4m Entfernung schlenzte er das runde Leder fantastisch ins linke Ängeli. Wow… 2-0! Sein Einsatz war bis kurz vor dem Spiel ungewiss. Eigentlich verbrachte er seine Ferien mit seiner Familie am Bodensee, reiste aber extra für das immens wichtige Spiel wieder an, fischte unterwegs zwei ertrinkende Kanufahrer aus der Muota, regelte den Verkehr am St. Bernardino, fädelte ein Treffen zwischen Kim Jong-Un und Trump ein und zerschlug, während der Fahrt, eine Rebellion im Dschungel von Guatemala. Das ist ein Vorbild und Captain: Leidenschaft, Kampf, Einsatz und die Bereitschaft, Opfer zu bringen. Und jetzt schoss er eine Hammerkiste zur zwei-Tore-Führung.

Der Gastgeber kontrollierte den Kick nach Belieben. Im Zentrum liessen Dörig und Thyse nichts anbrennen und über rechts herrschte Sturmwarnung aufgrund von Hurricane Blunschy.

Brogle leitete mit einem Zuckerpass die nächste Grosschance ein: Plötzlich stand Mada alleine vor dem Kasten, doch er vermochte nicht den gewünschten Druck auf den Ball zu erzeugen und der Keeper parierte. Im 10-Minuten-Takt häuften sich die Chancen für die Titanen. Die Super-Bianchi-Bros orchestrierten die nächste Gelegenheit: Mario spielte einen langen Freistoss auf seinen Bruder Marcel. Praktisch im Fünfer, oder vielleicht aus 7m Entfernung, sicherlich irgendwo im Strafraum, stieg Marcel am höchsten und torpedierte die Kugel per Hinterkopf Richtung urner Tor. Wo andere ihr Genick gebrochen oder ausgerenkt hätten, zeigte Marcel eine majestätische Abfolge von Bewegungen. In der drittletzten Sekunde schnappte sich der Torhüter die Pille. 

Kurz vor dem Pausenpfiff versetzte die Kombination Blunschy, Dörig, Mada die Zuschauer in einen Ausnahmezustand. Mada fand sich erneut alleine vor dem Keeper wieder und versuchte sein Glück mit einem Lupfer. Ein angerauschter Verteidiger warf sich tollkühn zwischen Schuss und Tor und lenkte den Ball mit seinem Ellbogen ins Toraus. Weder einen Penalty noch Gummibärchen verteilte der Schiri an jenem Abend. Auch die wackligen Handyvideos ergaben keinen Aufschluss über die strittige Situation. Die Bilder vom geheimen Spionagesatellit des Nachrichtendienstes liegen bisweilen noch nicht vor. Wir erwarten eine Klärung der Szene bereits in den nächsten Jahren. Mit einem 2-0 im Gepäck verabschiedete sich die Legendenmannschaft unter tosendem Applaus in die Kabine.

Voll Pulle in die zweite Halbzeit. Die Kadenz der zahlreichen Zuseher erreichte einen neuen Höhepunkt. Hülsen um Hülsen wurden gepumpt und ganze Kisten verschwanden wie von David Copperfield weggezaubert. Gleichzeitig veränderte sich die Stimmung auf der ibächler Bank. Von „ok, zum Glück ist es nicht Montagmorgen“ zu fröhlich, ausgelassen, heiter und euphorisch. Nein, da bestand sicherlich kein Zusammenhang. Kaum konnten die Fans absitzen, rumpelte es erneut im Karton. 

Blunschy zeigte seine Sniperqualitäten: zuerst beendete er ein Counter-Strike Global Offensive Competitive-Game 16-0 mit einem eigenen Score von 43-1 (K/D)… 95% davon waren AWPeng-Kills. Anschliessend spielte er eine lange Flanke diagonal in den Strafraum, wo Kraga am 5er wartend, durch den Goalie hindurch köpfelte. Ein Fehler in der Matrix? Egal, 3-0 Ibach, Baby! 

Die heissblütigen Ultras waren sichtlich begeistert. Sprechgesänge schallten durch die wintersrieder Arena. Ein letztes Aufbäumen der Urner ereignete sich nach rund 50 Minuten. Ein Überfall über die linke Seite, Querpass in die Mitte und in den Rücken der Verteidigung, wo ein Stürmer aus rund 8m frei zum Schuss kam: räääätttsss… der Ball flog näher an der Sonne vorbei als an der Torlatte. Immer noch 3-0. Es kam, wie es kommen musste: das Wetter blieb schön, die Witze an der Seitenlinie wurden besser und der Konsum stieg. Ein aktiver Spieler, der verletzungshalber nicht am Geschehen teilnahm und an dieser Stelle ausdrücklich nicht genannt werden möchte, versicherte gegenüber dem Schreiber später, dass er „voll volle“ gewesen war.

Ein Schaulaufen von Ibach folgte. Immer wieder Kraga, der rechts aussen Gegner und Pralinenschachtel vernaschte, in die Mitte passte, wo Steiner rüber auf Blunschy legte. Sein Schlenzer pfiff 1.8cm am Torpfosten vorbei. Ziemlich genau 48 Sekunden später fand dieselbe Szene statt. Quasi copy & paste. Mit demselben Resultat. 

Das Spiel kannte nur noch eine Richtung. Der Goalie von Ibach benötigte derweilen psychologische Betreuung, damit er nicht ganz vereinsamte. Dörig marschierte mit einem grandiosen Solo durch die ganze Hintermannschaft inklusive Ersatzbank und Skatertypen auf der Halfpipe. Sein Abschluss segelte leider knapp vorbei. 

Die Szene des Spiels musste 60 Minuten auf sich warten lassen. G-Unit stand an der Seitenlinie zur Einwechslung bereit. Mit der Rückennummer 16, wie sein alter Schüler Roy Keane, betrat er voller Energie und Power das Spiel. Sogar den Friseur teilen sie sich. Mittlerweile standen 3 Gs auf dem Feld (und dabei steht das G nicht für Gangsta). Verwirrungen machten sich breit. Gleich fügte sich G-Unit mit einem starken Tackling ein und drückte dem Gegenspieler seinen Stempel auf.

Die Titanen konterten und vergaben Möglichkeiten für 4 Spiele. Eine Viertelstunde vor Schluss hämmerte Kraga einen Freistoss von der Mittellinie an die Lattenoberkante. Marcel Bianchi sorgte für das beste Tackling des Abends.. In der 70. Minute setzte er zu einem Bilderbuchtackling an, traf den Ball, rutschte ein paar Meter mit der Kugel am Fuss, grüsste jeden Grashalm einzeln und passte in die Spitze. Die Szene wurde auf youtube nach Spielschluss rund 200‘000 mal gesichtet. 

Um kein Haar verlor Thyse seinen ersten Zweikampf nach 72 Minuten, aber mit seiner glänzenden Ballkontrolle rettete er mit Haut und Haaren die verloren geglaubte Situation. 100% Zweikampfquote.

Irgendein Muotakicker zauberte einen Pass in die Tiefe, wo gleich zwei Ibächler Richtung Kasten losstürmten. Dörig übernahm die Verantwortung, legte elegant am Torwart vorbei, traf den Pfosten, der Ball spickte zurück, sein Nachschuss wurde von einem Verteidiger geblockt. Die Altdörfler zeigten viel Herzblut und Einsatz.

Als HP Kaiser nach einem intensiven Warm-Up kurz vor dem Ende erneut in die Partie eingriff, wurde er mit der Captainbinde beschenkt. Lässig wollte er sie in seiner Hosentasche verstauen, nur verfügte seine Hose über keine besagte Tasche. Hemmungslos versteckte er sie dann in seiner Unterhose. Andere Zeugen berichteten von einer Übergabe an einen anderen Spieler, was aber aus meiner Sicht extrem unrealistisch erscheint.

Die vielen Fans feierten den Schlusspfiff des Schiris frenetisch. Der Aufstieg war Tatsache! Plötzlich tauchte aus dem Nichts ein Pokal auf für die Aufsteigerhelden. Über den Urheber der Siegertrophäe wird bis heute gerätselt. Bitte um Mitteilung. Im Anschluss war party hard und rock n roll all night long angesagt.

Welche Stadt kann von sich behaupten, innerhalb von wenigen Tagen gleich zwei prestigeträchtige Pokale gewonnen zu haben? Bern? Haha. München? Nicht annährend. Madrid? Barcelona? Nicht innerhalb von wenigen Tagen. Wie anfänglich behauptet, ist Ibach die Fussballhauptstadt der Welt. Hoffentlich hat Petkovic in den letzten Tagen das Treiben rund um Ibach mitverfolgt. Sollte Xhaka für die WM nicht fit werden, muss konsequenterweise HP Kaiser nachnominiert werden. Ein Gewinnertyp und Turniergott schadet keiner Nationalmannschaft. Ibach 3b und Ibach Senioren 30+, was für eine wahnsinnige Saison! Hut ab und maximaler Respekt! Ibach rules.

Ibach v Altdorf 3-0
Tore: Blunschy, Dörig, Kraga
Telegramm: Klick mich