Showtime in Ibach. Das grösste sportliche Ereignis seit der
durchgeführten Boccia-WM 1952 stand vor der Tür. Seit Wochen flatterten Flyer
durch Briefkasten, Haushalte und Social Media. In Coiffeursaloons, an
Migroskassen, Bankschaltern und in Beizen waren die Gladiatoren das
Gesprächsthema Nummer 1.
Sogar der bald vermählte Prinz Harry antwortete auf
die Frage, auf was er sich am 19.05.2018 am meisten freue, mit: „Cup final game
between Ibach and Adligenswil of course“, bevor er von Meghan eine Ohrfeige
kassierte. Das war insgeheim der wahre Grund der Tumulte im Vorfeld der, von
den Steuerzahler finanzierten 32 Mio £ teuren, Hochzeit.
Das SRF war gewillt, seine gefüllten Kriegskassen zu
plündern, um das Halbfinalspiel der Schweizer Nationalmannschaft an der Hockey WM früher anzupfeifen, damit sich
die beiden Anspielzeiten nicht konkurrierten.
Sogar Kim Jong-un verzichtete am 19.05.2018 zwischen 19.30
und Mitternacht mitteleuropäische Zeit (Zitat: „Schliesslich will ich saufen
und auf tutti gehen nach dem Spiel“) auf Raketentests währenddessen Donald
Trump einen Liveticker auf twitter plante.
Zum ersten Mal in der Geschichte des aktiven Profisports
spielte eine Truppe aus Ibach in einem Cupfinal. Die Bazel Elf empfing im
Gerbihof den FC Adligenswil b. Nach dem prestigeträchtigen Moskito-Cup-Sieg wäre ein Triumph im 5. Liga-Cup ein weiterer Meilenstein im stolzen Trophäenkabinett der 3b Helden. Eine Vorstufe zum Champions League Titel. Quasi. So in der Art.
Bereits nach zwei Minuten flatterte der Ball nach einem
ibächler Corner zum ersten Mal an Mann und Maus vorbei. Ibach war bemüht, nach
vorne zu kicken. Die Gäste standen aber kompakt und versuchten über die Flügel
ihr Glück. Als nach 12 Minuten der erste Abschluss von Adligenswil einen
russischen Satelliten vom Abendhimmel holte, herrschte ab dann freilich für die
nächsten drei Minuten mehr Betrieb in der Hälfte der Gastgeber. Inzwischen
wurde der verlorengeglaubte Ball im Raum Zwischenmythen ausfindig gemacht.
Wenige Zeigerumdrehungen später kombinierten sich die gelben Typen durch die
ibächler Verteidigung und plötzlich tauchte der ballführende Spieler alleine
vor Malnati auf. Der Abschluss segelte am Tor vorbei und beendete die erste
Druckphase vom FCA.
Danach bewegte sich der Ball mehrheitlich innerhalb der
beiden Strafräumen hin und zurück, bis Heinzer einen Riquelme-Pass aus seinem
breitgefächerten Sortiment holte und aus seiner eigenen Platzhälfte wunderbar
Schäli bediente. Der flog an der Seitenlinie entlang bis zur Grundlinie runter
und flankte in die Mitte. Da kein Empfänger eruiert werden konnte, sandte man
die Kugel freundlicherweise zum Absender zurück. Der anschliessende Ball landete irgendwo im Ballfänger.
Lautstark und enthusiastisch feierten die 3b Ultras ihre
Helden an. Die Kurve marschierte geschlossen von Schwyz bis nach Ibach in einer
Grössenordnung, die andere Kurven wie Lausanne vor Neid erblassen würde. Unermüdlich sorgten sie für Stimmung und orchestrierten die Fangesänge im Hexenkessel.
Alsdann Planzer in bester Pippo-Inzaghi-Juve-Manier mit dem
Boden in Berührung kam, monierte die ganze Ultrakurve eine Fremdeinwirkung und
quittierte das Weiterspielen und die stumme Pfeife des Schiris mit einem
eigenen Pfeifkonzert und Sprechgesängen.
Nach einer halben Stunde fragten sich sämtliche youtube-Zuschauer,
Internet-Stream-Zuseher und Fans im Stadion, ob denn Malnati die frei gewordene
Hitz-Stelle im Natikader erhalten und ob vielleicht ein WhatsApp von Trainer
Petkovic auf seinem Handy warten würde. Obschon sich bis dato keine
Gelegenheit erübrigte, sein Talent unter Beweis zu stellen.
Kurz darauf wurde das Gekicke auf dem Rasen erstmals
exotisch. Danny betrat das Spielfeld, ein Hauch von Samba und Zauber flogen
durch Kabinen, Toiletten, Zuschauerrängen und Goalpfosten. Nicht, weil Danny
brasilianischer Abstammung wäre, sondern, weil seine Spielweise über mehr
Spielwitz verfügt als der professionelle Witzerzähler im Schissäli und seine
Technik geschmeidiger ist als der Popo eines Babys.
Sogleich bediente ihn
Schäli, über den rechten Flügel kommend, per Flanke. Danny brauste heran und
stand bereit wie ein frisch verheirateter Mann in seiner Hochzeitsnacht, jedoch
klärte ein Verteidiger per Kopf nur Millisekunden vor dem Gladiator. Wie ein
frisch verheirateter und vor allem bereiter Mann sprang er seinen Gegenspieler
an. Zwar entschied der Ref auf Foul, aber die erste Duftmarke war gesetzt und die Sturm und Drang
Phase eingeläutet. Die Titanen agierten zielstrebiger und operierten viel über
den rechten Flügel, wo Schäli mehr Schritte absolvierte als eine Trekking
Gruppe auf dem Weg zum Mount Everest.
Die Gäste bedienten öfters ebenfalls ihren schnellen und laufstarken
rechten Flügel, der immer wieder für Dampf sorgte. Nicht aber in der 38.
Minute, zuerst zündete der Adligenswiler seinen Turbo, der sämtliche
Radarkästen in den Kantonen Schwyz, Uri, Luzern und Zug gleichzeitig zum
Blitzen bewog, aber die Rechnung ohne Qendrim gemacht hatte: Er beschleunigte
ebenfalls wie ein M3 und grätschte das Leder sauber ins Aus. Die Meute rund um
das Spielfeld frohlockte frenetisch.
Fünf Minuten vor dem Pausentee fanden sich zwei Freunde fürs
Leben: Danny bediente Dario Betschart im Zentrum, der die Kugel annahm und einen
feinen Doppelpass in Danny’s Lauf spielte, welcher alleine auf die Kiste
losdüste. Von sieben Verteidigern verfolgt, hängte alle ab, wehrte einen Wolfangriff ab und wich einem offenen Gullydeckel aus. Im Strafraum angekommen platzierte er die Kugel eiskalt (cooler als Ice Cube and
Ice-T zusammen) in die linke untere Ecke. Der Goalie war chancenlos und die 1-0
Führung perfekt! Die Hütte bebte zum zweiten Mal.
Sofort powerten die Ibächler weiter. Adligenswil probierten
alle Mittel, dem Druck der Titanen standzuhalten. Einmal verwandelte sich ein
geklärter Ball in eine Granate und rumste in die Zuschauertribüne.
Stadionspeaker Dani Gwerder entkam dem Attentat nur knapp.
Nach der Pause drückte Ibach sofort auf das zweite Tor. Aus
dem Nichts gelang der Ball zu Planzer, der sich mit der angestauten Wut über den gegebenen Penalty für Real gegen Juve im Bauch, aus rund 300m ein Herz fasste und abdrückte. Sein strammer
Schuss glitt durch Raum und Zeit und prallte flach in der linken Torecke auf. Holy
Shit, 2-0! Obwohl das Tornetz noch intakt war, drehte sich die Erde ab sofort 0.5 km/h schneller. Aber nur in Ibach. Ein Schuss für die Unendlichkeit.
Jetzt zauberten die Muotakicker: Auf der Auswechselbank
verwandelte jemand Bälle in Tiere und zurück. Auch die neuesten
Copperfield-Karten-Tricks wurden vollführt. Auf dem Feld gewann Jonas Betschart
sämtliche Zweikämpfe gegen Gegner, das Wetter und andere Launen der Natur. Er
war eine Bank hinten in der Mitte. Lukas Heinzer war eine Schwyzer KantonalBANK.
Die Luzerner waren bemüht, aber verstanden es nicht, sich
aufzubäumen und grossen Druck zu erzeugen. So gewann Schürpf die Castings für„Der
stärkste Mann der Welt“, „300 Teil 3“ und „Rocky Balboa reloaded“. Sein Check
nach einer Stunde liess den Gegner wie die Rotoren eines Helikopters durch die
Luft wirbeln und beeindruckte die Casting-Jury. Die NFL-Scouts im Gerbi
vermerkten Schürpf als möglichen Nummer 1 Draft Pick für 2019.
Danny mutierte zur unzähmbaren Bestie. Planzer flankte
butterweich in den Strafraum. Chaos und Anarchie machten sich im Sechzehner der
Gäste breit. In der in Panik versetzten Menschenmenge kam Danny zu Fall. Viele
Augen sahen eine unerlaubte Einwirkung des Gegners, welche jedoch aus Angst vor
Repressionen schwiegen. Auch der Schiri zeigte nicht auf den Penaltypunkt. Nur
so konnte Danny vorerst in Schach gehalten werden. Die Ultras skandierten: "Ihr seid nicht so toll." Nicht wortwörtlich.
Eine Schlüsselszene ereignete sich dann in der 66. Minute.
Ein ultrahoher Ball flog kometenartig Richtung Tribüne. Der immer schneller
werdende und mit Regenwasser und Gras übersäte Ball drohte die Jacke eines Zuschauers mit Flecken zu besudeln. Der
Center Fielder der Atlanta Braves stand auf und pflückte das Geschoss
einhändig. Beifall und Heiratsanträge überströmten den jungen Mann für seine
ritterliche und uneigennützige Rettungstat.
Anschliessend glänzte die 3b-Offensive mit haufenweise
Tricks. Hochstehende Kombinationen, Doppelpässe, Hackenakrobatik und Bier vom Restaurant versetzten die Zuschauer in Ekstase.
Schäli bewies grosse Übersicht und spielte einen schönen Querpass zu Dario Betschart. Der Captain, auch bekannt als Antreiber, Held, Gründungsmitglied der legendären NWA, im Grenzgebiet
zum Strafraum wartend und wie am Spiess schreiend, spendierte den Ball mit einem herrlichen Schlenzer ins linke hohe Netz und krönte seinen Geburtstag. Drei-Null Ibach.
Der Bann war gebrochen. Die Gäste waren zu platt um auf dem
riesigen Gerbihof zu reagieren. Die Gladiatoren kämpften leidenschaftlich und
verwalteten das Resultat. Hie und da entstanden Kontermöglichkeiten, welche der
Tormann oder seine Verteidigung entschärften.
Sieben Minuten vor dem Ende
entzückte ein weiterer Angriff die in Hülle und Fülle angereisten Fans. Danny
flankte von der rechten Strafraumgrenze in die Mitte, wo sich Sportchef Reichlin
elegant gegen zwei Bären zur Wehr setzte und per Kopf das Schicksal der Luzerner besiegelte. 4-0!
In der 87. Minute war es wieder Danny, der seinen
überragenden Abend mit einem weiteren Leckerbissen bereichern wollte. Er
zirkelte einen Freistoss aus ungefähr 20.532m über die Mauer ins Ängeli, aber
der fehlerlose Schlussmann lenkte die Pille in letzter Sekunde und in bester
James-Bond-Manier über das Tor und verhinderte das sicher geglaubte
Freistosshighlight.
Die letzte Aktion in der Nachspielzeit gehörte den Gästen: Ein
Angriff im Strafraum unterband ein Ibächler mit seiner Hand. Der Referee zeigte
sofort auf den Penaltypunkt. Der Penaltyschuss landete am Innenpfosten und
spickte wieder ins Spielgeschehen. Die Luzerner sollten glücklos vom Platz
gehen. Als der Schiri den Final abpfiff, kannte der Jubel der 3b Helden, Fans,
Betreuer und Ultras keine Grenzen mehr. Die Hütte explodierte. Der erste Cupsieg in der Geschichte des
Vereins war Tatsache.
Eine heroische und leidenschaftliche Teamleistung holte
verdient den Pokal. An dieser Stelle aber auch Komplimente an den Gegner, FC
Adligenswil. Trotz Cupfight und heisser Affiche blieben die Luzerner stets fair und trugen ihren
Beitrag zu einem interessanten Spiel bei. Der Schiri hatte den Kick immer im Griff und
pfiff souverän. Die Linienrichter zeigten sich sichtlich amüsiert und in guter
Laune. Auch sie zeigten eine Topleistung.
Telegramm zum Spiel.
Telegramm zum Spiel.
FC Ibach 3b, eine Legende, ein Mythos, einfach geil. Cup-Sieger-Jungs!