Sonntag, 20. Mai 2018

Cupfinal: Ibach 3b vs FC Adligenswil b


Showtime in Ibach. Das grösste sportliche Ereignis seit der durchgeführten Boccia-WM 1952 stand vor der Tür. Seit Wochen flatterten Flyer durch Briefkasten, Haushalte und Social Media. In Coiffeursaloons, an Migroskassen, Bankschaltern und in Beizen waren die Gladiatoren das Gesprächsthema Nummer 1. 

Sogar der bald vermählte Prinz Harry antwortete auf die Frage, auf was er sich am 19.05.2018 am meisten freue, mit: „Cup final game between Ibach and Adligenswil of course“, bevor er von Meghan eine Ohrfeige kassierte. Das war insgeheim der wahre Grund der Tumulte im Vorfeld der, von den Steuerzahler finanzierten 32 Mio £ teuren, Hochzeit.

Das SRF war gewillt, seine gefüllten Kriegskassen zu plündern, um das Halbfinalspiel der Schweizer Nationalmannschaft an der Hockey WM früher anzupfeifen, damit sich die beiden Anspielzeiten nicht konkurrierten.

Sogar Kim Jong-un verzichtete am 19.05.2018 zwischen 19.30 und Mitternacht mitteleuropäische Zeit (Zitat: „Schliesslich will ich saufen und auf tutti gehen nach dem Spiel“) auf Raketentests währenddessen Donald Trump einen Liveticker auf twitter plante. 

Zum ersten Mal in der Geschichte des aktiven Profisports spielte eine Truppe aus Ibach in einem Cupfinal. Die Bazel Elf empfing im Gerbihof den FC Adligenswil b. Nach dem prestigeträchtigen Moskito-Cup-Sieg wäre ein Triumph im 5. Liga-Cup ein weiterer Meilenstein im stolzen Trophäenkabinett der 3b Helden. Eine Vorstufe zum Champions League Titel. Quasi. So in der Art.

Als die Titanen um pünktlich 19.58 Uhr mit ihrem Schlachtruf den gut gefüllten Gerbi zum ersten Mal zum Beben brachten und beim Gegner eine kollektive Lähmungserscheinung verursachten, wusste sogar Jorge im Portugiesenbeizli, dass soeben ein grossartiger und legendärer Abend eingeläutet worden war.


Bereits nach zwei Minuten flatterte der Ball nach einem ibächler Corner zum ersten Mal an Mann und Maus vorbei. Ibach war bemüht, nach vorne zu kicken. Die Gäste standen aber kompakt und versuchten über die Flügel ihr Glück. Als nach 12 Minuten der erste Abschluss von Adligenswil einen russischen Satelliten vom Abendhimmel holte, herrschte ab dann freilich für die nächsten drei Minuten mehr Betrieb in der Hälfte der Gastgeber. Inzwischen wurde der verlorengeglaubte Ball im Raum Zwischenmythen ausfindig gemacht. 

Wenige Zeigerumdrehungen später kombinierten sich die gelben Typen durch die ibächler Verteidigung und plötzlich tauchte der ballführende Spieler alleine vor Malnati auf. Der Abschluss segelte am Tor vorbei und beendete die erste Druckphase vom FCA.

Danach bewegte sich der Ball mehrheitlich innerhalb der beiden Strafräumen hin und zurück, bis Heinzer einen Riquelme-Pass aus seinem breitgefächerten Sortiment holte und aus seiner eigenen Platzhälfte wunderbar Schäli bediente. Der flog an der Seitenlinie entlang bis zur Grundlinie runter und flankte in die Mitte. Da kein Empfänger eruiert werden konnte, sandte man die Kugel freundlicherweise zum Absender zurück. Der anschliessende Ball landete irgendwo im Ballfänger.

Lautstark und enthusiastisch feierten die 3b Ultras ihre Helden an. Die Kurve marschierte geschlossen von Schwyz bis nach Ibach in einer Grössenordnung, die andere Kurven wie Lausanne vor Neid erblassen würde. Unermüdlich sorgten sie für Stimmung und orchestrierten die Fangesänge im Hexenkessel.

Alsdann Planzer in bester Pippo-Inzaghi-Juve-Manier mit dem Boden in Berührung kam, monierte die ganze Ultrakurve eine Fremdeinwirkung und quittierte das Weiterspielen und die stumme Pfeife des Schiris mit einem eigenen Pfeifkonzert und Sprechgesängen.

Nach einer halben Stunde fragten sich sämtliche youtube-Zuschauer, Internet-Stream-Zuseher und Fans im Stadion, ob denn Malnati die frei gewordene Hitz-Stelle im Natikader erhalten und ob vielleicht ein WhatsApp von Trainer Petkovic auf seinem Handy warten würde. Obschon sich bis dato keine Gelegenheit erübrigte, sein Talent unter Beweis zu stellen.

Kurz darauf wurde das Gekicke auf dem Rasen erstmals exotisch. Danny betrat das Spielfeld, ein Hauch von Samba und Zauber flogen durch Kabinen, Toiletten, Zuschauerrängen und Goalpfosten. Nicht, weil Danny brasilianischer Abstammung wäre, sondern, weil seine Spielweise über mehr Spielwitz verfügt als der professionelle Witzerzähler im Schissäli und seine Technik geschmeidiger ist als der Popo eines Babys. 

Sogleich bediente ihn Schäli, über den rechten Flügel kommend, per Flanke. Danny brauste heran und stand bereit wie ein frisch verheirateter Mann in seiner Hochzeitsnacht, jedoch klärte ein Verteidiger per Kopf nur Millisekunden vor dem Gladiator. Wie ein frisch verheirateter und vor allem bereiter Mann sprang er seinen Gegenspieler an. Zwar entschied der Ref auf Foul, aber die erste Duftmarke war gesetzt und die Sturm und Drang Phase eingeläutet. Die Titanen agierten zielstrebiger und operierten viel über den rechten Flügel, wo Schäli mehr Schritte absolvierte als eine Trekking Gruppe auf dem Weg zum Mount Everest. 

Die Gäste bedienten öfters ebenfalls ihren schnellen und laufstarken rechten Flügel, der immer wieder für Dampf sorgte. Nicht aber in der 38. Minute, zuerst zündete der Adligenswiler seinen Turbo, der sämtliche Radarkästen in den Kantonen Schwyz, Uri, Luzern und Zug gleichzeitig zum Blitzen bewog, aber die Rechnung ohne Qendrim gemacht hatte: Er beschleunigte ebenfalls wie ein M3 und grätschte das Leder sauber ins Aus. Die Meute rund um das Spielfeld frohlockte frenetisch.

Fünf Minuten vor dem Pausentee fanden sich zwei Freunde fürs Leben: Danny bediente Dario Betschart im Zentrum, der die Kugel annahm und einen feinen Doppelpass in Danny’s Lauf spielte, welcher alleine auf die Kiste losdüste. Von sieben Verteidigern verfolgt, hängte alle ab, wehrte einen Wolfangriff ab und wich einem offenen Gullydeckel aus. Im Strafraum angekommen platzierte er die Kugel eiskalt (cooler als Ice Cube and Ice-T zusammen) in die linke untere Ecke. Der Goalie war chancenlos und die 1-0 Führung perfekt! Die Hütte bebte zum zweiten Mal.

Sofort powerten die Ibächler weiter. Adligenswil probierten alle Mittel, dem Druck der Titanen standzuhalten. Einmal verwandelte sich ein geklärter Ball in eine Granate und rumste in die Zuschauertribüne. Stadionspeaker Dani Gwerder entkam dem Attentat nur knapp.
 
Nach der Pause drückte Ibach sofort auf das zweite Tor. Aus dem Nichts gelang der Ball zu Planzer, der sich mit der angestauten Wut über den gegebenen Penalty für Real gegen Juve im Bauch, aus rund 300m ein Herz fasste und abdrückte. Sein strammer Schuss glitt durch Raum und Zeit und prallte flach in der linken Torecke auf. Holy Shit, 2-0! Obwohl das Tornetz noch intakt war, drehte sich die Erde ab sofort 0.5 km/h schneller. Aber nur in Ibach. Ein Schuss für die Unendlichkeit.

Jetzt zauberten die Muotakicker: Auf der Auswechselbank verwandelte jemand Bälle in Tiere und zurück. Auch die neuesten Copperfield-Karten-Tricks wurden vollführt. Auf dem Feld gewann Jonas Betschart sämtliche Zweikämpfe gegen Gegner, das Wetter und andere Launen der Natur. Er war eine Bank hinten in der Mitte. Lukas Heinzer war eine Schwyzer KantonalBANK. 

Die Luzerner waren bemüht, aber verstanden es nicht, sich aufzubäumen und grossen Druck zu erzeugen. So gewann Schürpf die Castings für„Der stärkste Mann der Welt“, „300 Teil 3“ und „Rocky Balboa reloaded“. Sein Check nach einer Stunde liess den Gegner wie die Rotoren eines Helikopters durch die Luft wirbeln und beeindruckte die Casting-Jury. Die NFL-Scouts im Gerbi vermerkten Schürpf als möglichen Nummer 1 Draft Pick für 2019.

Danny mutierte zur unzähmbaren Bestie. Planzer flankte butterweich in den Strafraum. Chaos und Anarchie machten sich im Sechzehner der Gäste breit. In der in Panik versetzten Menschenmenge kam Danny zu Fall. Viele Augen sahen eine unerlaubte Einwirkung des Gegners,  welche jedoch aus Angst vor Repressionen schwiegen. Auch der Schiri zeigte nicht auf den Penaltypunkt. Nur so konnte Danny vorerst in Schach gehalten werden. Die Ultras skandierten: "Ihr seid nicht so toll." Nicht wortwörtlich.

Eine Schlüsselszene ereignete sich dann in der 66. Minute. Ein ultrahoher Ball flog kometenartig Richtung Tribüne. Der immer schneller werdende und mit Regenwasser und Gras übersäte Ball drohte die Jacke eines Zuschauers mit Flecken zu besudeln. Der Center Fielder der Atlanta Braves stand auf und pflückte das Geschoss einhändig. Beifall und Heiratsanträge überströmten den jungen Mann für seine ritterliche und uneigennützige Rettungstat.

Anschliessend glänzte die 3b-Offensive mit haufenweise Tricks. Hochstehende Kombinationen, Doppelpässe, Hackenakrobatik und Bier vom Restaurant versetzten die Zuschauer in Ekstase.

Schäli bewies grosse Übersicht und spielte einen schönen Querpass zu Dario Betschart. Der Captain, auch bekannt als Antreiber, Held, Gründungsmitglied der legendären NWA,  im Grenzgebiet zum Strafraum wartend und wie am Spiess schreiend, spendierte den Ball mit einem herrlichen Schlenzer ins linke hohe Netz und krönte seinen Geburtstag. Drei-Null Ibach. 

Der Bann war gebrochen. Die Gäste waren zu platt um auf dem riesigen Gerbihof zu reagieren. Die Gladiatoren kämpften leidenschaftlich und verwalteten das Resultat. Hie und da entstanden Kontermöglichkeiten, welche der Tormann oder seine Verteidigung entschärften. 

Sieben Minuten vor dem Ende entzückte ein weiterer Angriff die in Hülle und Fülle angereisten Fans. Danny flankte von der rechten Strafraumgrenze in die Mitte, wo sich Sportchef Reichlin elegant gegen zwei Bären zur Wehr setzte und per Kopf das Schicksal der Luzerner besiegelte. 4-0!

In der 87. Minute war es wieder Danny, der seinen überragenden Abend mit einem weiteren Leckerbissen bereichern wollte. Er zirkelte einen Freistoss aus ungefähr 20.532m über die Mauer ins Ängeli, aber der fehlerlose Schlussmann lenkte die Pille in letzter Sekunde und in bester James-Bond-Manier über das Tor und verhinderte das sicher geglaubte Freistosshighlight.

Die letzte Aktion in der Nachspielzeit gehörte den Gästen: Ein Angriff im Strafraum unterband ein Ibächler mit seiner Hand. Der Referee zeigte sofort auf den Penaltypunkt. Der Penaltyschuss landete am Innenpfosten und spickte wieder ins Spielgeschehen. Die Luzerner sollten glücklos vom Platz gehen. Als der Schiri den Final abpfiff, kannte der Jubel der 3b Helden, Fans, Betreuer und Ultras keine Grenzen mehr. Die Hütte explodierte. Der erste Cupsieg in der Geschichte des Vereins war Tatsache.

Eine heroische und leidenschaftliche Teamleistung holte verdient den Pokal. An dieser Stelle aber auch Komplimente an den Gegner, FC Adligenswil. Trotz Cupfight und heisser Affiche blieben die Luzerner stets fair und trugen ihren Beitrag zu einem interessanten Spiel bei. Der Schiri hatte den Kick immer im Griff und pfiff souverän. Die Linienrichter zeigten sich sichtlich amüsiert und in guter Laune. Auch sie zeigten eine Topleistung.

Telegramm zum Spiel.

FC Ibach 3b, eine Legende, ein Mythos, einfach geil. Cup-Sieger-Jungs!