Der Untergang des Abendlandes.
Oder ganz unspektakulär: das Ende einer Ära. Eines
Imperiums. Das Derby gegen den FC Brunnen bedeutete für viele Teufelskerle das
letzte Kapitel einer langen Reise. Das letzte Gefecht in der Maisgoldrüstung.
Der Weg wird sie zu den Senioren führen. Gleichzeitig konnten 3 Punkte die
Mannschaft von Schöbe – zumindest vorübergehend – auf den ersten Platz
teleportieren. Die Möglichkeit aufzusteigen lebte also auch noch. Und verdammt
noch mal, ein Derby gegen Brunnen ist alleine schon von grösserer Bedeutung als
der ganze Krimskrams, der ständig in den Medien verbreitet wird.
Derby + Chance auf Aufstieg + Abschied von Legenden = straight
outta Ibach Style.
Die herrliche Frühlingsabendkulisse lud Jung und Alt ein an
diesem historischen Fussballspiel teilzunehmen. Die Vorzeichen waren
vorzüglich: Heisses Flutlicht, geiles Wetter und ein feuchter Rasen.
Unter tosendem Applaus von rund 100 fanatischen Anhängern
und Speaker Dani „The Voice“ Gwerder zeigten die Gladiatoren unverzüglich, wer
der Meister im Hause Gerbihof war. Trotzdem zog ein Brunner nach 17 Sekunden
bereits zum ersten Mal ab, auch wenn das Geschoss rund 40m neben dem Tor
stoppte.
Im Sekundentakt wurde dem Publikum höchste Unterhaltung
geboten. Dario Betschart holte das First-Blood-Achievement nach nur einer
Minute: Ein Fight, ein Zusammenprall und beide fanden sich auf dem Rasen
wieder. Seismologische Aktivitäten wurden sofort vom chinesischen Erdbebendienst
registriert.
Einsatz, Zweikämpfe und Emotionen prägten die Anfangsphase
im 58‘302 Derby zwischen Ibach und Brunnen.
Wieder tanzte sich Dario Betschart auf der rechten Seite
frei, schaute kurz auf, grüsste freundlich Freunde und Bekannte und flankte in
die Mitte zu Bruno von Rickenbach. Aus vollem Lauf schoss er das Leder von rund
20m über das Tor und in den Orbit.
Auch HP Kaiser rackerte und ackerte in seinem letzten
Auftritt im Maisgolddress. Nach rund 5 Minuten zeigte sein Schrittzähler
bereits 5km an.
Beide Seiten schenkten sich nichts. Auch wenn die Ibächler
die technisch feinere Klinge führten, gewährten die Brunner nur wenig
zählbares. Vor allem Schäli verteilte Zuckerwatten und Zuckerpässe – sein
Aussenristpass nach 10 Minuten offenbarte grosses Können und bezirzte die
Gesamtheit aller anwesenden Menschen und Tiere.
Über die Aussenbahnen starteten die Muotadörfler giftige und
gefährliche Attacken – wie Klapperschlangen in einem Bettmatratzengeschäft. Der
unbändige Löwe Reto von Rickenbach dribbelte sich auf dem linken Flügel auf und
ab, bis seine Flanke Schäli 7,12m vor dem Tor fand und seine Direktabnahme am
Tor vorbeizischte.
Der Druck der Götter nahm exponentiell zu. Für diejenigen,
die den Begriff exponentiell nicht verstehen, soll folgendes Beispiel zur Verdeutlichung
helfen: ein identischer Druck wie wenn
man um 03.00 Uhr morgens einen Kebab mit einer extrem scharfen und würzigen
Sauce tilgt – nach einer Oktoberfestbesuch. Oder so ähnlich.
Nach einer halben Stunde nahm Rolph Mühlebach das Heft in
die Hand. Der diagonale Pass in die rechte Spitze fand Schäli, der mit Lichtgeschwindigkeit
alle und jeden bis zur Grundlinie umkurvte und dann beim Strafraumbeginn hoch
in die Mitte passte. Der herauseilende Keeper unterschätze die Flanke und
segelte unter der Kugel vorbei. Mühlebach stand schon seit Stunden am Fünfer
bereit und nickte zur 1-0 Führung ins leere Tor! Wahnsinn!
Nur 3 Minuten später
glänzte Malnati und entschärfte einen Abschluss der Brunner im Stile einer
schwarzen Katze. Der Ball schien unhaltbar ins Eck zu donnern, als plötzlich
der Schlussmann der Ibächler durch Raum und Zeit und den Strafraum segelte und sich
die Pille runterkrallte. Eine Parade für die Videohighlights. Doch noch nicht
genug: der anschliessende Auskick von Malnati flog und flog und flog, bis der
Brunner Torwart dem Treiben - in letzter Sekunde - ein Ende setzte. Doch immer
noch nicht genug: auf der Zuschauertribüne gesellten sich ein Who is Who. Eine
Ansammlung von einem oder sogar mehreren NBA-All Star Teams. Verletzte
Gladiatoren (obwohl eigentlich ein oxymoron), Groupies, Gönner, Fans und Spieler
aus anderen FCI Teams sorgten für unterirdische Gespräche und tolle Stimmung.
Der Speaker sorgte in DJ Manier für geistreiche Sprüche,
Musikeinlagen und Liveticker (der FC Zürich stieg an jenem ominösen Abend ab –
wenigstens der Zwischenstand auf dem Gerbi vertröstete den einen oder anderen
Zirü-Fan).
Kurz vor der Pause störten die Titanen die Brunner
erfolgreich während ihrer Vorwärtsbewegung, erkämpften sich den Ball und
schalteten sofort in die Offensive um. Ein kluger Pass in die Spitze fand Bruno
von Rickenbach, der zwei Verteidiger narrte, alleine vor dem Keeper aufkreuzte
und entkrampft zum 2-0 einschob.
Der Trainer himself, Mr Schöbe Schelbert, sandte kurz vor
der EM seine Visitenkarte an Nati-Coach Petkovic, indem er nahe Eckfahne
trickste, dribbelte, jonglierte, die Lottonummer richtig erahnte, ein Royal
Flush in der Hand hielt und mustergültig in den Strafraum flankte, wo Heinzer
knapp über die Latte köpfelte.
Die Brunner waren an jenem Mittwochabend nur mit kurzen Lanzen
angereist. Der Luftraum wussten sie definitiv nicht zu verteidigen.
Pausenstand: 2-0
Zahlreiche Helden und Legenden wurden laufend ein- und
ausgewechselt. Wie die Jungfrau Maria zu ihrem Kinde, so kam Brogle – nicht weniger
unspektakulär – zu einer grossen Chance: Tic-Tac-Toe und Flipper im Brunner
Strafraum mit Jonas Betschart als Epizentrum des Chaos, der elegant einen hohen
Ball direkt weiter an Brogle leitete und dieser die Kugel minimal über die
maximale Höhe schob.
HP's Schrittzähler dokumentierte 4,98km.
Die Brunner waren nach der Pause wohl gedanklich immer noch
bei der Teeverteilung, als Schöbe wiederum einem Verteidiger auf Strafraumhöhe den
Ball abluchste, technisch versiert aussteigen liess und eine Granate Richtung Torhüter
zündete. Ein Strich von einem Schuss flog durch die, von der Muota versüsste,
Luft und schlug knallhart auf dem Ballfänger auf. Ein Augenzeuge berichtete von
ein paar leichtbekleideten Damen, die sich anschliessend um den Strich herum
versammelten.
Ein lauter Knall weckte die Kontrahenten auf dem Platz,
Tribünen und umliegenden Ausland. Bianchi streifte durch den gegnerischen
Strafraum, als ein Brunner den Berg verschieben wollte. Wie ein klitzekleines
Dreirad, das in einen modernen Panzer knallte und im grossen Bogen um die halbe
Welt wegspickte. Der Verteidiger gilt zurzeit noch als verschollen. Im selben
Atemzug bewies Bianchi Übersicht und legte mit einem mit Zucker übergossenen
Querpass auf Blunschy, der vom Elfer aus goldrichtig zum 3-0 einlochte.
War der Mist geführt? Mitnichten.
Nur wenige Sekunden nach dem Anspiel vertändelte die
Titen-Defense die Kugel und eine Kopie des 2-0 folgte – jedoch zu ihren Ungunsten.
Tor Brunnen, 3-1.
Mit 66 Minuten fängt die Analyse an. Das Heimteam
kontrollierte die Partie über weite Strecken. Sämtliche Minen und Bomben waren
entschärft und der Derbykrieg in der Kabine gelassen. Kaum Emotionen traten
mehr im zweiten Durchgang auf.
Erst als Rogerios sich einwechseln liess, kochte der
Hexenkessel noch einmal über. Ein Comeback nach Tausenden von Tagen und ein
letztes Gefecht in der 5. Liga für den Techniker.
Gleich wurde er mit einem Sugar-Hill-Gang-Pass bedient und
zog alleine aufs Tor los. Weder Freund noch Feind hinderten ihn am Torschuss.
Der Ball kullerte Millimeter am Gehäuse vorbei. Wir spürten eine grosse
Erschütterung der Macht, als ob Millionen in panischer Angst
aufschrien und plötzlich verstummten.
In der 85. Minute zeigte Reto von Rickenbach,
warum die NFL heute noch ihn mit Verträgen und Versprechungen nach Nordamerika zu
locken versucht. Seine Kämpferqualitäten dienen als Vorbild. Fighten bis zum
letzten Pfiff.
In der Nachspielzeit verkürzte Brunnen nach
einem Corner noch zum 3-2. Der verdiente Sieg liessen sich die Gladiatoren nicht
mehr nehmen.
Fazit: Die Verabschiedung von altgedienten
Titanen ging in Hülle und Fülle vonstatten. Feucht fröhlich, ausgiebig und
würdig wurde bis in die Morgenstunden gefeiert. Schöbe und Rogerios übergaben
das Zepter an Bazel, der die Mannschaft furchtlos und hungrig in die neue
Saison führen wird. Derbysieg, die Verabschiedung von Helden und Dieben und –
je nach Konstellation, vielleicht die Chance auf den Aufstieg in die 4. Liga.
Der Vertrag mit dem Propagandaminister wurde
ebenfalls verlängert.
Gladiatoren, die neu bei den Senioren 30+
mitmischen: Rogerios, Schöbe, Cornel Suter, Marcel Bianchi, René Brogle, HP
Kaiser, Pascal Lüönd und Reto von Rickenbach.
Der König ist tot, lang lebe der König. Der
3b-Mythos geht weiter… Straight outta Ibach eben.
Endstand: 3-2
Tore: Mühlebach, Bruno vR, Blunschy
Ibach: Aufstellung