Dienstag, 12. Juni 2018

WM-Blog: Eröffnungsfeier

Nur noch wenige Stunden sind zu überstehen, dann fällt das Runde wieder ins Eckige, gute Fussballer fallen auf und Schauspieler fallen um. Die Fussballweltmeisterschaft in Russland beginnt mit dem Eröffnungsknüller Russland gegen Saudi-Arabien am Donnerstag, 14.06.2018, um 17.00 Uhr.
Für die meisten Männer fühlt sich das Ereignis an wie der gleichzeitige Zusammenzug von Weihnachten, Geburtstag, Polterabend, Freibier, Sieg-in-der-Nachspielzeit-in-Online-Sportspiel und Lotto 4er.
 
Immer wieder werde ich auf der Strasse gefragt, was die Summe aller Primzahlen ist, wie ich es schaffe, nach all den Jahren noch so jung auszusehen und wer Weltmeister wird. Damit ich weder Euer noch mein beschränktes Zeitfenster sprenge, widme ich mich an dieser Stelle nur der dritten Frage. Meine Favoriten sind Spanien, Frankreich und Deutschland.
 
Weshalb? Spanien besitzt in der Breite den stärksten Kader. Alle sind fussballerisch hervorragend, taktisch bestens geschult und technisch von einem anderen Stern. Mit Iniesta führt einer der besten Spieler aller Zeiten die Mannschaft voller Champions an und wird an seinem letzten grossen Turnier die Welt ein letztes Mal mit seiner Magie bezaubern. Die Furia Roja weiss, wie man gewinnt. Nerven wie Drahtseile, fussballerische Extraklasse und heissblütige Begleiterinnen.
 
Frankreich hat auf dem Papier vielleicht den spektakulärsten Kader. Die entscheidende Frage wird sein, ob Deschamps eine Einheit zu kreieren vermag oder ob der Egoismus grösser wird als die Wasserknappheit in der Sahara. Wenn sich die Diven auf Fussball konzentrieren, ist alles möglich. Die nervliche Zündschnur ist jedoch kürzer als die Barthaare nach einer gründlichen Rasur. So oder so werden die Franzosen die Headline dominieren: Entweder mit sportlichen Feuerwerken auf dem Platz oder Eskapaden neben dem Platz.
 
Deutschland: Die Einzelspieler fallen zwar im Vergleich zu ESP und FRA ab, aber keine andere Mannschaft versteht es, sich in einem Turnier dermassen zu steigern und als Kollektiv zu überzeugen. Die Turniermannschaft wird entweder den WM-Final erreichen oder im 4. Spiel gegen die Schweiz ihrem Schicksal erliegen.
 
Was ist mit Argentinien? Belgien? Brasilien? Argentinien hat in der Offensive die grösste Durchschlagskraft seit Jean-Claude Van Damme in Bloodsport oder Sylvester Stallone in Rambo, aber die Kaderplätze der Defensive wurden mit Statisten gefüllt. Hauptsache auf dem Matchblatt erscheinen irgendwelche Typen als Verteidiger. Bisher ist noch unklar, ob der Torhüter überhaupt schon einmal aktiv Fussball gespielt hat oder ob es sich um einen Kellner von einem Steakhouse handelt. Messi, Dybala, Aguero, Di Maria etc. alleine reichen in der heutigen Zeit nicht mehr.
 
Belgien ist das neue Holland. Das Unglück klebt ihnen irgendwie am Fuss. Zuweilen stellen sie sich selbst ein Bein mit ihrem inhomogenen Mannschaftsgefüge oder scheitern an Torpfosten und Pech im Abschluss. Die Fussballgötter hatten bisher noch kein Erbarmen für die stets hochgehandelten Belgier. Einen Titel werden Hazard und Co. auch heuer nicht abstauben - zumindest nicht in Russland.
 
Den Joker ziehe ich bei Brasilien. Die Sambakicker sprühen vor Spielfreude und Kreativität. Gemäss meiner Insiderin ist auch die Stimmung innerhalb der Mannschaft toll. Talent für den grossen Coup ist vorhanden, aber inwiefern steckt der 1-7 Dämon noch in den Köpfen? Tite's (Trainer von Brasilien) Fähigkeiten als Exorzist sind dafür notwendiger als sein fussballerischer Sachverstand.
 
Und was ist mit Pektovic's Mannen? Trotz fehlendem Goalgetter verfügt die Nati über viel spielerische sowie taktische Klasse. Ich wage zu behaupten, dass das Niveau der Schweizer in den letzten 10 Jahren stetig gestiegen ist und wir einen neuen Peak erreicht haben. Die Jungs können an einem guten Tag (und mit Glück) jeden Gegner in die Knie zwingen. Was fehlt ist ein Sieg gegen eine grosse Nation in der K.O.-Phase. Die Eisgenossen zelebrieren die David-gegen-Goliath-Triumphe schon seit Jahren und treiben grössere Eishockeynationen in den Wahnsinn.
 
Wir müssen endlich in einem Spiel, wo es um Leben oder Tod geht, den Exploit schaffen. Welcher Teilnehmer eignet sich dazu besser, als in einem Land, wo bereits 10 CH-Spieler kicken? Genau. Auf geht's, macht Euch gegen Deutschland unsterblich und versüsst Eure Rückkehr zu Euren Bundesliga-Klubs nach der WM.

Update 13.06.2018: Der erste Eklat an der WM ist bereits vor dem ersten Kick-Off Tatsache. Die Spanier entlassen ihren Coach Lopetegui zwei Tage vor ihrer ersten Schlacht gegen Portugal. Dass der spanische Verband meinen Blog liest, war mir bisweilen nicht bekannt. Dass er gleich meine Prognose sabotieren möchte, ehrt mich natürlich. Trotzdem. Korrektur: Spanien fällt aus meinem engen Favoritenkreis. Sicherlich wird interessant anzusehen sein, wie die Spanier mit der Unruhe umgehen. Ganz abschreiben würde ich die südländischen Ballzauberer dennoch nicht...

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