Donnerstag, 18. Mai 2023

Die Legende um HP Gretzky

Jeder Ort hat seine Mythen und Legenden. Der Loch Ness hat sein Nessie, die Griechen haben Achilles und der Kanton Schwyz Hanspeter Gretzky.

Dass dieser Urkanton der Schweizerischen Eidgenossenschaft viele erfolgreiche Sportler schmiedet, ist weltbekannt. Man denke nur an die aktuell zahlreichen Skizauberinnen. So erstaunt es, dass die Legende um einen Schwyzer Eishockey-Pionier wenig bekannt ist. 

Pünktlich zur Eishockey WM 2023 wird das entsprechende Vermächtnis nun erzählt. Hanspeter Gretzky – über den korrekten Familiennamen ist nichts bekannt – wurde um 1890-1894 im Raum Bisisthal SZ geboren. Aufgrund der damals herrschenden Armut reiste er als Teenager ins Bündnerland, wo er Arbeit auf einem Hof fand. Wie es der Zufall wollte, beschäftigte der Bauernhof einen weiteren Knecht. Ein junger Mann aus Vevey, der zur erweiterten Mannschaft von HC Bellerive Vevey gehörte.

Während den eisigen Wintermonaten kam Hanspeter Gretzky zum ersten Mal in Berührung mit einer ihm bis dato völlig unbekannten Sportart: Eishockey. Obwohl die beiden Herren über wenige freien Minuten verfügten, spielten sie mit improvisierten Stöcken eine Art Eishockey. Laut Überlieferung war Hanspeter von Natur aus sehr sportlich, ehrgeizig und verbrachte seine spärliche Freizeit mit Stockübungen und glitt schon nach wenigen Wochen geschickt über alle Eisflächen.

In der Nähe arbeitete ein weiterer Hockeyaficionado aus der Westschweiz, der später Spieler des HC Les Avants werden sollte. Obgleich nicht alle der Arbeiterklasse angehörend, verband sie die Liebe zum Sport. Über die Jahre stiessen weitere eishockeybegeisterte Leute hinzu und man trainierte gemeinsam. 

Im Winter 1916 traf eine Auswahl von Westschweizern auf einheimische Bündner zu einem Freundschaftsspiel. Hanspeter Gretzky war ebenfalls zugegen, allerdings zu Beginn nur als Zuschauer. Das Spektakel offenbarte sogleich, weshalb die mit HC Les Avants und Vevey Akteuren gespickte Auswahl zu jener Zeit zur Elite des Landes gehörte. Schon bald ging man mit 4-0 in Führung. Zwei Verletzungen des Heimteams zwang es zur Improvisation. Wo sollte man innerhalb kurzer Zeit fähige Athleten herzaubern? Ohne Ersatz hätte man mit einem Mann weniger weiterspielen müssen.

Plötzlich schlug die Stunde von Hanspeter Gretzky. Einer seiner welschen Freunde legte den Bündnern nahe, Hanspeter mitspielen zu lassen. Die Bündner willigten ein. Sofort trat der Schwyzer auf die Spielfläche und überraschte sämtliche Leute mit seiner Technik, Schnelligkeit und Spielübersicht. Er dribbelte, passte und schoss nach einem himmlischen Solo alsbald seinen ersten Treffer. Seine technischen Fähigkeiten verblüfften die Gegenspieler, welche an jenem Abend einfach kein Rezept gegen HP fanden.

Folglich feierte Hanspeter Gretzky nur wenige Zeit später seinen ersten Hattrick. Am Ende gewann die lokale Auswahl mit 5-4 gegen die Westschweizer. Gretzky hatte alle Tore gleich selbst geschossen. Am selben Wochenende verabredeten sich dieselben Teams erneut zu einem Duell. Im Rückspiel reüssierte Gretzky gleich sieben Mal (9-7 Endresultat).  

Seine Westschweizerfreunde erkannten das grosse Talent von Gretzky und überredeten ihn, nach Montreux mitzukommen um an den Vorbereitungen zur Schweizer Internationalen Meisterschaft im Januar 1917 in Villars-sur-Ollon (VD) teilzunehmen. Dabei überzeugte er in den Farben des HC Les Avants und besiegte den Titelaspiranten aus Genf mit 11-9. Gretzky erzielte zwar kein Tor, bereitete aber deren acht vor.

Als Willkommensgeschenk wurden ihm Schuhe überreicht, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Schlittschuhen im modernen Sinn vorwiesen. Bis dato verwendete HP abgenutzte Arbeitsschuhe und befestigte billige metallische Klingen.

Im zweiten Vorbereitungsspiel bugsierte der Bisisthaler die Scheibe vier Mal ins Netz von Villars. Mit den neuen Unterlagen bewegte er sich sichtlich leichtfüssiger über das Eis. Im dritten und letzten Vorbereitungsspiel bat die Equipe um Gretzky den Akademischer EHC Zürich zum Tanz. Abermalig war es der Schwyzer, der gegen die Zürcher eine Show zeigte und drei Tore beim knappen 4-3 Sieg beisteuerte.

Sein Platz im Team für das prestigeträchtige Turnier war dank den sensationellen Leistungen gesichert. Erlebten die Zeitzeugen den Anfang einer grossen und womöglich internationalen Karriere? Schliesslich waren die anwesenden Teams mit damaligen Nationalspielern bestückt.

Zu seinem Leidwesen hatte das Schicksal andere Pläne: Kurz vor Turnierbeginn erreichte ihn eine Schreckensmeldung aus seiner Heimat und veranlasste ihn zur sofortigen Rückreise. Über deren Inhalt ist wenig bekannt. Hanspeter soll später den Hof seines Vaters übernommen haben.

Ungesicherten Quellen zufolge hatte Hanspeter nicht gänzlich auf Eishockey verzichtet. Auf dem zugefrorenen Glattalpsee soll die Legende jeweils Eishockeymätchli und kleinere Turniere organisiert und den Eissport in den Kanton Schwyz gebracht haben. Hockeyturniere auf der Glattalp? Gab es die wirklich? Wer weiss, jedoch ist der Gedanke daran höchst entzückend. Interessanterweise findet sich im aktuellen Videospiel NHL 23 von EA Sports eine Outdoor-Eisfläche (Stadion The Peak), welche der Glattalp zum Verwechseln ähnlich sieht. Vielleicht eine Hommage an Hanspeter Gretzky?

Übrigens gewann der HC Les Avants die Schweizer internationale Meisterschaft 1917.

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